Afrika spendet Heizungen für Norwegen

Tuesday 20th, November 2012 / 15:14 Written by

 

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Norwegen leidet. Abseits des medialen Interesses und vom Rest der Welt offenbar vergessen, droht Winter für Winter ein grausamer Tod durch Erfrierung. Einzig Afrika schaut nicht weg, wenn andere frieren. © YouTube

Mit einer Video-Persiflage ruft die Kampagne Radi-Aid Africa for Norway Menschen in Afrika dazu auf, alte Heizkörper zu sammeln, um diese massenhaft nach Norwegen zu verschicken. Die Menschen in Norwegen leiden nämlich, wie alle Welt weiß, unter den lebensfeindlichen Temperaturen.

Diese mit Bildern von schneeverwehten Straßen, liegengebliebenen LKW und vereisten Häusern unterlegte Botschaft schreit geradezu nach warmherzigen Helfern. Als Sprecher und Aushängeschild der Kampagne appelliert Rapper Breezy V denn auch in feinstem Gutmenschensprech:

Spread some warmth, spread some light and spread some smiles.“

In Afrika, diesem großen Land südlich des Mittelmeers, wo die immer scheinende Sonne den Menschen ein Lächeln schenkt, gibt es tatsächlich noch Mitgefühl mit dem gebeutelten Rest der Welt. Ganz nach dem Vorbild der Band Aid um Bob Geldorf versammelt Breezy V Musiker_Innen aus Südafrika am Mikrofon und gibt einen satirischen Vorgeschmack auf die obligatorischen Melodien der selbsternannten Afrikaretter, die zur Vorweihnachtszeit wieder mit herzerweichender Bildsprache und schmalzigen Texten um Spenden werben. Vollkommender hätte die Umkehrung gängiger Klischees und oberflächlicher Verallgemeinerung wohl höchstens unter dem Titel “Südafrika für Skandinavien” oder “Südafrika für Europa” ausfallen können.

Was wäre, wenn Menschen in Afrika das Video sehen würden und ein ähnlich beschränktes Bild von Norwegen hätten?

Ein Blick auf die Homepage von Africa for Norway konkretisiert die Anliegen der Kampagne des Norwegian Students’ and Adacemic’s International Assistance Fund:

  1. Spenden sollten nicht mit Stereotypen erhascht werden.
  2. Die gesellschaftliche Wahrnehmung Afrikas muss sich der Realität annähern – der Kontinent bietet mehr als Krisen, Armut und AIDS.
  3. Das betrifft auch die Medien, von denen Raid-Aid Respekt fordert. Ethische Prinzipien des Journalismus sollten auch für Hunger leidende Kinder in Afrika gelten.
  4. Spenden ist nicht die (einzige) Antwort. Um Entwicklung in armen Ländern anzukurbeln, müssen sich grundlegende Strukturen in den Nord-Süd-Beziehungen ändern.
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About the author

Marius Münstermann is based in Berlin where he works as a freelance journalist. Marius serves as editor-in-chief at eufrika.org.

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