Die Jagd auf das “weiße Gold”: Wie China den Elefanten nach dem Leben trachtet und die Welt zusieht
Chinas Hunger nach afrikanischen Rohstoffen wächst – nicht nur nach Seltenen Erden, Kupfer, Mangan und Erdöl, sondern auch nach Elfenbein. Die rasant steigende Nachfrage hat dazu geführt, dass die verheerendste Wilderei aller Zeiten im Gange und der Afrikanische Elefant vom Aussterben bedroht ist.
Ein Kommentar
In China wissen manche Leute nicht, dass Elfenbein von toten Elefanten stammt. Trotzdem oder vielleicht deswegen boomt das Geschäft mit dem „weißen Gold“; mit Schnitzereien und Schmuck lässt sich in China ein Vermögen machen. Der Preis für Stoßzähne hat sich allein im vergangenen Jahr verdreifacht, schätzt das Pekinger Büro des internationalen Tierschutzfonds. Vor allem der Heißhunger der reichen Oberschicht steigt.
Dass die Volksrepublik ihren totalitären Machtanspruch mit allen Mitteln behauptet, zeigte zuletzt der spektakuläre Prozess um die Gattin des chinesischen Ex-Politikers Bo Xilai, Gu Kailai, der als strategischer Schachzug des scheidenden Präsidenten Hu Jintao gegen den konservativen Bo gilt.
Handelsverbote werden nicht durchgesetzt
Weniger streng steht es um die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzrechten. Dass das Geschäft mit Elfenbein teilweise legal ist, ist ein Grund für den zunehmend schwunghaften, vor allem illegalen Handel.Ein anderer ist die laxe Durchsetzung der bestehenden Gesetze: Von den rund einhundert Geschäften, die der internationale Tierschutzfonds in einer Studie untersuchte, hatten nur etwa 30 eine staatliche Lizenz zum Verkauf von Elfenbein – und auch die handelten daneben mit illegaler Ware.
Das internationale Artenschutzabkommen erlaubte China 2008, 108 Tonnen Elfenbein aus vier afrikanischen Ländern aufzukaufen. Dadurch sollte die Nachfrage befriedigt und eine weitere Wilderei eingedämmt werden. Erreicht hat die Auktion das Gegenteil, sie war die Initialzündung für eine explodierende Nachfrage.
Wilderei in Südafrika: 3000% Zuwachsrate
War das nicht absehbar? Warum werden Elefanten nicht besser geschützt? Das Argument des Rohstoffbedarfs wegen des Wirtschaftswachstums zieht hier nicht. Denn in den Kreisen reicher Chinesen gilt Elfenbein als Investition, seit der Immobilienmarkt ausgereizt ist. Es wäre hier nicht nur an Peking, zumindest die eigenen Gesetze durchzusetzen und für ausreichend Aufklärung zu sorgen, sondern auch an der internationalen Gemeinschaft, die letzten Elefantenbestände zu schützen.
Allem voran obliegt dies den afrikanischen Staaten selbst. Sie dürfen nicht einmal mehr eine Ausbeutung zulassen, weil China nicht nur finanziell, sondern auch unter dem Gesichtspunkt der Menschenrechte günstigere Kredite vergibt als der Westen. Der Bestand des größten Landsäugetiers der Erde hat dramatisch abgenommen.
Der Umweltschutzverband WWF schätzt, dass Wilderei allein in Südafrika um 3000 % in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat. Nach den Zahlen des Washingtoner Artenschutzabkommens CITIES sind, Botswana, Tansania und Simbabwe Hauptexporteure von Elfenbein – Länder, die die Vereinten Nationen im Human Development Index 2011 in den unteren Rängen, nämlich auf den Plätzen 118, 152 und 173 von 187 verorten. Staaten also, in denen Devisen dringend nötig sind.
Wäre es nicht angezeigt, die Ziele der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union auf diese Länder zu fokussieren, um der Wilderei ihre Attraktivität als Einnahmequelle zu nehmen?