Eine traurige Bilanz

Friday 22nd, July 2011 / 09:38 Written by

 Mittwoch Morgen wusste niemand, ob es tatsächlich zu den im Voraus angekündigten regierungskritischen Demonstrationen in Malawi kommen würde. Doch schnell sollte sich herausstellen, dass Tausende im ganzen Land dem Aufruf folgten. Im Zuge der Proteste boten sich chaotische Bilder. Mancherorts eskalierten die Kundgebungen gewaltvoll. Augenzeugen berichten für eufrika.org

In Mzuzu im Norden des Landes und auch in Blantyre kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten. In Lilongwe setzte die Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein und gab Warnschüsse ab. Laut Gesundheitsministerium wurden alleine in Mzuzu neun Menschen getötet, darunter zwei Polizeibeamte, und 37 weitere schwer verletzt. Im ganzen Land seien insgesamt schätzungsweise 18 Tote und über hundert Verletzte zu beklagen.

Die Situationen waren laut Augenzeugenberichten nur sehr schwer überschaubar. Einige Straßen waren nicht passierbar, da Demonstranten Straßenblockaden errichtet und diese in Brand gesetzt hatten. Auch am gestrigen Tag, einen Tag nach den offiziell angekündigten Protesten gingen wieder mehr als 2000 Menschen in Blantyre und Lilongwe auf die Straßen. Geschäfte und Banken blieben vorläufig geschlossen, da es bereits am Mittwoch zu chaotischen Plünderungen gekommen war und mehrere Autos und Häuser brannten. Die Räume des regierungskritischen Radiosenders Zodiak wurden zerstört und ausgebrannt, nyasatimes.com vorläufig aus dem Netz genommen.

Augenzeugenberichte aus Blantyre zeichnen ein undurchsichtiges Bild von der Situation:

Interview with demonstrators in Blantyre – 1

Interview with demonstrators in Blantyre – 2

Interview with demonstrators in Blantyre – 3

 

Präsident Bingu wa Mutharika reagierte indes und sagte, er werde auf keinen Fall zurücktreten. Das Amt des Präsidenten liege legitimiert durch die malawische Verfassung in seinen Händen.

Das Außenministerium in Berlin sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilten die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Malawi und riefen beide Seiten dazu auf, in einem friedlichen Dialog zu einer Beilegung der Streitigkeiten zu gelangen. Diesen bot nun auch Mutharika an, hetzt aber zugleich gegen die Demonstranten, denen er einen “Pakt mit dem Teufel” vorwirft.

Die Situation in Malawi bleibt derweil weiter angespannt. Die Polizei und mittlerweile auch das malawische Militär sind in Alarmbereitschaft und gewillt, entschlossen gegen weitere Proteste vorzugehen. Es bleibt abzuwarten, ob die Menschen weiterhin gegen die aktuelle Politik der Regierung auf die Straßen gehen. Beobachter erhoffen sich eine baldige Beruhigung der Situation, was zum jetzigen Zeitpunkt jedoch schwer einzuschätzen ist.

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Fields of work: Environment, Fisheries, History, Countries: Malawi, Democratic Republic of Congo (DRC), Rwanda, Zimbabwe Part of eufrika.org since: January 2011

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