Ein Baum im Freihandelszonenwald

Tuesday 14th, June 2011 / 13:32 Written by

 An diesem Sonntag eröffneten 26 Staatsvertreter des östlichen und südlichen Afrikas in Johannesburg Diskussionen zur Schaffung einer Freihandelszone von einer Einwohnerzahl vergleichbar mit der Europäischen Union (über 500 Millionen Menschen) innerhalb von drei Jahren. Diese würde von Johannesburg bis nach Kairo verlaufen und zur Vereinigung von drei verschiedenen, sich teils überlappenden internationalen Wirtschaftszusammenschlüssen mit einem gemeinsamen BIP von über 560 Milliarden Euro führen. Dabei wären kleinere, wirtschaftlich schwach aufgestellte Länder wie Djibouti und Lesotho genauso beteiligt wie die Wirtschaftgiganten des Kontinents, Südafrika und Ägypten.

Die neue Fraihandelszone - EAS, SADC & COMESA

Mitgliedsländer von EAS, SADC und COMESA.

 

 

 

 

 

 

 

 


www.stepmap.de

 

Bis heute existieren viele unterschiedliche wirtschaftliche und politische Zusammenschlüsse auf dem afrikanischen Kontinent, unter anderen ECOWAS (Economic Community of West African States), ECCAS (Economic Community of Central African States), EAC (East African Community), SADC (Southern African Development Community), COMESA (Common Market for Eastern and Southern Africa) und als Dachorganisation die Afrikanische Union (AU). Zumeist sind die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit miteinander kombiniert, so setzt sich die Afrikanische Union außerhalb des politischen Aspekts das Ziel, eine Wirtschaftsunion mit freiem Handel, einheitlicher Währung und einer Zentralbank zu errichten. Nun trafen sich am Sonntag Vertreter aller Mitgliedsstaaten der EAC, SADC und COMESA und führten damit einen Beschluss fort, der schon 2008 in Kampala getroffen wurde: Mit der Zusammenführung dieser drei Institutionen einen Schritt in Richtung der Wirtschaftsunion aller Mitgliedsländer der AU zu tun. So soll die Vereinigung der schwer übersichtlichen zwischenstaatlichen Zusammenarbeit im Kontinent eine stärkere wirtschaftliche Autonomie des östlichen und südlichen Afrikas fördern. Denn bisher stellt der Handel zwischen den Staaten der Region des südlichen Afrika laut Jeune Afrique nur 10% des gesamten Handels der Region. Das heißt, dass 90% des Handelvolumens im Handel mit anderen, nicht zu der Region gehörenden Staaten abgewickelt wird. Der europäische Binnenhandel beträgt im Vergleich dazu 60% des gesamten Handels. Auf solchen Zahlen bauen Dependenztheorien auf, die die wirtschaftliche Schwäche des globalen Südens vor allem auf dessen Abhängigkeit vom globalen Norden zurückführen. Damit ist für viele die wirtschaftliche Union Afrikas der Schlüssel zur Emanzipation auf dem Weltmarkt. Allerdings trüben eine Reihe von Hindernissen wie die mangelnde Infrastruktur vor allem im Landesinneren, die Frage der Machtverteilung bei unterschiedlichsten Ländergrößen, weitere bilaterale Abkommen und die Angst vor der wirtschaftlichen Dominanz der Großen die Hoffnung auf eine allzuschnelle Verwirklichung der wirtschafltichen Union des Kontinents. Die Angst vor einem einseitigen Profit der großen Wirtschaftsnationen versuchten der südafrikanische Präsident Jacob Zuma und sein Minister Rob Davis zu zerstreuen. Doch bei allem Vorbehalt könnte der vergangene Sonntag der Beginn der Etablierung einer Afrikanischen Wirtschaftsunion der verschiedenen Geschwindigkeiten gewesen sein.

 

Zum Bericht von Jeune Afrique: “L’Afrique de l’Est et du Sud discutent de la formation d’un immense marché commun”

Zur Homepage der Afrikanischen Union

Zur Homepage der East African Community

Zur Homepage der Southern African Development Community

Zur Homepage des Common Market for Eastern and Southern Africa

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