Eritrea: 4000 Tage Haft ohne Anklage

Wednesday 05th, September 2012 / 11:21 Written by

 

Quelle: CPJ Blog

(eufrika) – Seit 2001 befindet sich der schwedisch-eritreische Journalist Dawit Isaak in eritreischer Haft – nach wie vor ohne offizielle Anklage. Am 5. September sind es 4000 Tage. Von Kerstin Asmuss für eufrika.org

Der 1964 in Eritrea geborene Journalist war 1987 als Flüchtling nach Schweden gekommen, 1992 nahm er die schwedische Staatsbürgerschaft an. Nach der Unabhängigkeit Eritreas 1993 kehrte Isaak in sein Heimatland zurück und arbeitete für die unabhängige Zeitung Setit, deren Miteigner er wurde. Im Zusammenhang mit der Schließung aller privaten Nachrichtenmedien wurde Dawit Isaak am 23. September 2001 in seinem Haus in Asmara verhaftet. Er befindet sich seitdem an einem unbekannten Ort in Haft. Den Verhaftungen Dutzender Journalisten und Politikern war ein offener Brief der regierungskritischen Gruppe „G 15“ vorausgegangen, in dem sie den eritreischen Präsidenten Isayas Afewerki zu demokratischen Reformen aufforderte.

Die Behörden werfen Isaak Verrat und Spionage für Äthiopien vor. Das Nachbarland gilt nach wie vor als Erzfeind. Indessen kam es weder zu der in der eritreischen Strafprozessordnung vorgesehenen richterlichen Anhörung, die binnen 48 Stunden erfolgen muss, noch ist offiziell Anklage erhoben worden.

Eritrea nimmt auf dem von den Reportern ohne Grenzen (ROG) initiierten Press Freedom Index auch für den Berichtszeitraum 2011-2012 den letzten Platz ein; Schätzungen zu Folge befanden sich 2011 mehrere tausend politische Gefangene ohne Anklage in staatlichem Gewahrsam. Auf Grund der schwierigen Haftbedingungen in dem ostafrikanischen Land fürchten die ROG um den Gesundheitszustand Dawit Isaaks, der bereits 2002 zur Behandlung von Verletzungen in Folge von Folter in eine Klinik überführt worden war. Folter und Missbrauch sind in Eritrea weit verbreitet.

Diplomatische Vermittlungsversuche und eine von den ROG und 17 europäischen Zeitungen unterstützte Kampagne, die eine Haftprüfung forderte, blieben ebenso wirkungslos wie eine Deklaration von Abgeordneten der EU-Kommission, die zur Freilassung Isaaks aufrief.

Für seinen Einsatz für die Redefreiheit erhielt Isaak 2009 den Tucholsky-Preis der schwedischen P.E.N.-Sektion und 2011 die Goldene Feder der Pressfreiheit des Weltzeitungsverbandes. Die Behörden in Eritrea verweigern unterdessen jede Auskunft: Da Isaak auch eritreischer Staatsbürger sei, handele es sich um eine interne Angelegenheit.

Quelle: Youtube

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