Goldgräberstimmung im wilden Westen Tansanias

Saturday 25th, December 2010 / 18:55 Written by

 Der strukturschwache Südwesten Tansanias soll der Goldgräberindustrie zugänglich gemacht werden. Die Internationale Finanz-Corporation der Weltbank genehmigte die notwendigen Mittel zum Bau einer weitflächigen Goldmine im Namen der kanadischen Helio Resources Corp. Für das Projekt im Ruwa District wurde den Investoren ein Darlehen über 6,2 Millionen kanadische Dollar bereitgestellt. Die bei bisherigen Probebohrungen festgestellten Konzentrationen an Gold hätten ein durchaus aussichtreiches Potential für erweiternde Minenprojekte in der Region bestätigt. Der Andrang internationaler Investoren ist damit weiter ungebremst, doch die lukrative Einnahmequelle ist in Tansania längst auch Gegenstand politischer Interessen.

Die aktuellen Pläne sind vor dem Hintergrund des in diesem Jahr auf den Weg gebrachten Minengesetzes in Tansania zu betrachten. Seit Beginn des Jahrtausends ist Tansania durch den Zuwachs an zumeist von ausländischen Firmen betriebenen Minen zu Afrikas drittgrößtem Goldproduzenten aufgestiegen. Auch die Förderung von weiteren Rohstoffen wie Gas, anderen Edelmetallen oder vor allem des weltweit gefragten Urans erlebte vergleichbare Investitionsschübe. Im Oktober jedoch hatte die Regierung das überarbeitete Gesetz verabschiedet, das die Vergabe von Betriebslizenzen für Edelsteinminen reglementieren soll. Demnach sollen zukünftig keine Lizenzen mehr an ausländischen Investoren vergegeben werden, bestehende Verträge würden dagegen unbehelligt bleiben. Stattdessen sollen bevorzugt tansanische Kleinbetriebe an der Förderung beteiligt werden, wobei der Staat zwischen zehn und fünfzehn Prozent der Anteile an den Minengesellschaften halten könne. Ferner sollen die gestiegenen Förderabgaben für in Tansania erwirtschaftete Produkte, die zuvor beispielsweise für Gold bei nur etwa drei Prozent lagen, zusätzlich um höhere Ausfuhrzölle ergänzt werden. Neben der Wahrnehmung der Reform als Reaktion auf die aufkommende Kritik an den angeprangerten Verhältnissen in der für den Staat wenig rentablen Minenlandschaft Tansanias, ist wohl noch eine weitere Interpretation des Einlenkens auf dem politischen Kurs zulässig: Das Minengesetz sozialistischer Prägung in Anlehnung an die Ujamaa-Ära als Gegenentwurf zur liberalen Marschrichtung der jüngsten Vergangenheit. Ob die Steuereinnahmen aus dem Geschäft mit den natürlichen Reichtümern des Landes, die sich bereits 2000 auf über 200 Millionen US-Dollar beliefen, nun verstärkt der Bevölkerung zu Gute kommen werden, bleibt jedoch trotz der Gesetzesänderung ebenso  fraglich, wie die mit der Förderung einhergehende Frage nach der Verringerung von Umweltrisiken.

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Marius Münstermann is based in Berlin where he works as a freelance journalist. Marius serves as editor-in-chief at eufrika.org.

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