Göttliche Komödie: Afrikanische Künstler erforschen das Jenseits
Wenn man nicht in die Hölle kommen will, empfiehlt es sich, nicht katholisch zu sein. Das ist eigentlich ein ziemlich einfacher Trick. Einfacher jedenfalls als die Geschichte mit dem “Gut Sein”. Wer soll denn bei all der Erbschuld noch durchblicken? Ganz so leicht lässt sich das Thema dann aber doch nicht abhaken. Die Frage nach dem Jenseits beginnt mit dem Sündenfall oder – bemüht man nicht christliche Terminologie – wohl so ziemlich mit dem ersten Menschen.
Nach dem Leben nach dem Tod fragen im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) derzeit 50 Künstler mit afrikanischen Wurzeln. Ganz konkret arbeiten sie sich ab an Dante Alighieris “Göttliche Komödie” (geschrieben zwischen 1307 und 1321). Himmel, Hölle, Fegefeuer – drei Begriffe, um die der epochale Schinken kreist und eben die gleichnamige Ausstellung im MMK. Gleich 4200 Quadratmeter braucht es, um den Künstlern ausreichend Raum zu geben, sich mit ihren unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen zum Tod zu positionieren. 23 Arbeiten wurden extra für die Frankfurter Ausstellung geschaffen.
Kein Thema ist zeitgenössischer als der Tod. Theologischer, philosophischer und moralischer Reflexion stellt Kurator Simon Njami neben heutigen Glaubensfragen gesellschaftliche, politische sowie wirtschaftliche Themen gegenüber. Dantes Ansatz, Glaubensvorstellungen seien eindeutig und kulturell zuzuordnen, wird zugunsten einer universellen Theorie der Übertragbarkeit verworfen. Es geht schließlich um etwas, “das uns alle, unabhängig von unserem Glauben oder unseren Überzeugungen, im Innersten berührt”, findet Njami.
“Die göttliche Komödie” fragt transnational und interkulturell. Njami gelingt damit, was in der Gegenwartskunst bislang meist versäumt wird: Das westliche Diskursmonopol in Frage zu stellen. Globalisierung, Migration und Transkulturalität fordern außereuropäische Positionen. Das MMK hat sich entschlossen, afrikanische Kunst aus der Kolonialismus-Nische zu ziehen und stattdessen ihre Ästhetik zu beleuchten – zeitgenössischer kann Kunst nicht sein.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 27. Juli im MMK Frankfurt.
Ein Blick lohnt sich auch auf das Begleitprogramm.