Happy Birthday AFRIKAMERA

Wednesday 14th, November 2012 / 15:43 Written by

 

© Afrikamera

© Afrikamera

Die Eröffnung der AFRIKAMERA 2012 unter dem Motto “African Women  on and behind the Screen” war ein großes Fest. Das Arsenal Kino 1 im Filmhaus war restlos ausverkauft, sogar auf den Treppen saßen Menschen, die den 5. Geburtstag des Festivals feierten.

Festivaldirektor Moussa Sawadogo begrüßte Berliner Cineasten, afrikanische Diplomaten und in Berlin lebende Afrikaner, sowie die angereisten Macher des afrikanischen Kinos mit einer herzlichen, euphorischen Rede, in der er die Jahre seit der Gründung der AFRIKAMERA Revue passieren ließ und seinen Stolz auf den großen Erfolg eines kleinen Festivals ausdrückte. Kritikern, die dem Festival vorwerfen, dass der ausschließliche Fokus auf den afrikanischen Film diesen ghettoisiere, hielt Sawadogo entgegen:

Wenn afrikanische Filme irgendwann gleichberechtigt mit europäischen und US-amerikanischen Filmen im Kino gezeigt werden, dann hören wir auf. Versprochen.

Als Redner gratulierten Uschi Eid, Schirmherrin der AFRIKAMERA, Dorothee Wenner, Delegierte Zentral- und Südafrika der Berlinale, und Vincenzo Bugno vom World Cinema Fund der Berlinale. Alle drei sahen den Erfolg des Festivals vor Allem darin begründet, dass es einen differenzierten, zeitgenössischen Blick auf Afrika vermittelt: “Afrika ist cool”, so Wenner – und weiter:

Die AFRIKAMERA ist gerade in dieser Jahreszeit ein Gegenentwurf zur Kommunikation der Werbeplakate für Weihnachtsaktionen von Brot für die Welt.

 

Heftiger Eröffnungsfilm

Der Eröffnungsfilm Sur la Planche der marokkanischen Filmemacherin Leila Kilani nimmt uns mit in das Leben junger Frauen in Tanger: Badia und ihre einzige Freundin Imane sind von Casablanca nach Tanger gekommen, wo sie vollkommen auf sich gestellt in ihren kleinen kargen Zimmern davon träumen, nicht mehr in einer Fabrik Krabben für den internationalen Markt pulen zu müssen. Sie wollen in der Freihandelszone arbeiten, wo Textilien für den internationalen Markt hergestellt werden. Reichtum und Sicherheit und damit endlich echte Freiheit sind ihr Ziel. Nach der Arbeit verführen sie Männer, um diese dann zu bestehlen und mit dem Erlös ihr mageres Einkommen aufzustocken. Bei einem ihrer Beutezüge treffen sie Asma und Nawal, die in Tanger aufgewachsen sind, bei ihren Eltern leben und in der Freihandelszone arbeiten. Die vier tun sich zusammen und es dauert nicht lange, bis sie einen verlockend großen Coup landen können. Hier tun sich dann die Abgründe zwischen den beiden verwöhnten, reichen Mädchen mit Verbindungen und den beiden armen, einsamen Arbeiterinnen auf. Es geht nicht mehr um Geld oder den ständigen Geruch nach Krabben, sondern um Vertrauen, Verrat und die Angst vor dem Überleben. Für Badia, die Hauptfigur, endet die Geschichte mit ihrer Verhaftung, sie ist all ihrer Gewitztheit und Gewandtheit zum Trotz der Sündenbock geworden.

Die Bildsprache des Films ist genau wie Sprache und Bewegungen der zentralen Figur: abgehackt, schnell und heftig, fast zu intensiv. Der Zuschauer fürchtet wie Badia, dass die Geschichte genau so enden wird wie sie es denn schließlich auch tut – hofft aber trotzdem genau wie sie, dass die junge Frau es doch noch irgendwie schafft, sich ihr Empfinden, dass ihr Leben ein Dreck ist, mit dem Dreck und Gestank ihrer Arbeit abzuwaschen. Nachdem Badia sich den ganzen Film über nach jeder Gaunerei und nach jeder Schicht in der Fabrik obsessiv gewaschen hat, und alles Wasser nicht geholfen hat, ist es am Ende Imane, die ein Feuer legt – die ultimative Reinigung.

Der Film vermittelt den Freiheitsdrang junger Nordafrikanerinnen, ihre Bereitschaft, alles für ihre Unabhängigkeit zu tun, eindringlicher als jede Dokumentation über die Rolle von Frauen in der Arabischen Revolution. Eine ausgezeichnete Wahl, mit diesem Film ein Festival zu eröffnen, das afrikanische Lebenrealitäten besonders von Frauen vermitteln will.

 

Vorschau

Am heutigen Mittwoch (14.11.) geht es um 19.30 Uhr bei der AFRIKAMERA 2012 mit dem Film Otelo Burning der südafrikanischen Regisseurin Sara Blecher weiter. Der Film erzählt von Otelo, der 1989 im Township Lamontville das Surfen als Weg in die persönliche Freiheit entdeckt – und dann mit dem Ende der Apartheid zwischen seiner Freiheit und dem Kampf für Gerechtigkeit in seinem Land wählen muss. Sara Blecher orientiert sich stilistisch und narrativ an City of God, dem brasilianischen Film über das Leben in Rios Favelas aus dem Jahr 2002.

Um 21.15 Uhr läuft Indochine sur les Traces de ma Mère, ein Dokumentarlangfilm von Idrissou Mora Kpai über die weitgehend unbekannte Geschichte der afrikanischen Soldaten aus den französischen Kolonien, die in den Indochina-Krieg geschickt wurden. Idrissou Mora Kpai, der im Norden Benins geboren wurde, in Berlin und Potsdam studierte und heute in Paris lebt, erzählt ein Kapital Kolonialgeschichte aus einer sehr persönlichen Prepektive.

 

AFRIKAMERA 2012: „African Women on and behind the screen“
Di, 13.11. – So, 18.11. 2012
Kino Arsenal, Potsdamer Str. 2, 10785 Berlin

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