Hat Shell Ausschreitungen im Nigerdelta unterstützt?
Die NGO Platform London hat einen Bericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass die Ölgesellschaft Shell jahrelang bewaffnete Gruppierungen im Nigerdelta bezahlt hat. Diese Gruppen werden für verschiedene Menschenrechtsverletzungen, unter anderem die Zerstörung von Städten im Nigerdelta und die Tötung von Menschen, verantwortlich gemacht.
Die Organisation Platform London überwacht die Öl- und Gasindustrie in Nigeria, um die Einhaltung der Menschenrechte sicher zu stellen. Der nun veröffentlichte Bericht bezieht sich auf den Zeitraum von 2000 bis 2010. Darin wird der Vorwurf laut, dass Royal Dutch Shell, die Mutterfirma der Shell Petroleum Development Company of Nigeria, regelmäßig Streitkräfte der Regierung mit Sach- und Dienstleistungen sowie finanziell unterstützt habe. Diese sollen Städte verwüstet und Menschen gefoltert und getötet haben. Die Verantwortung für die Taten trügen die nigerianische Regierung und andere Akteure. Doch hätten die Mittel, die Shell bereitgestellt hat, laut Platform London den Konflikt und die Gewalt in der Nigerdeltaregion erheblich angestachelt. Desweiteren wird Shell im Bericht vorgeworfen, die stärksten Kampfgruppen ausgewählt und finanziell unterstützt zu haben, um die Industrieanlagen des Unternehmens zu schützen.
Shell bestreitet die Vorwürfe und beteuert, die Menschenrechte zu wahren, wo immer das Unternehmen arbeite. Die Ölgesellschaft gibt zu, dass ihre sozialen Investitionen sowie die Bezahlung ihrer Vertragspartner vor Ort manchmal zu Spannungen zwischen verschiedenen Gruppierungen führen. Shell sei aber bemüht, keine Gruppen zu bevorzugen und erklärte, die im Bericht enthaltenen Verhaltensvorschläge zur Verbesserung der Situation ernst zu nehmen. Desweiteren bestreitet Shell jegliche Vorwürfe, militärische Aktivitäten zu beeinflussen. Vielmehr sehe die lokale Regierung, die zugleich Haupteigner der Ölförderanlagen in der Region ist, den Einsatz der Sicherheitskräfte zum Schutz der Anlagen und der Mitarbeiter als nötig an.
Trotz des Ölreichtums ist die Region um das Nigerdelta von Armut geprägt. Die Mehrzahl der Menschen vor Ort lebt von weniger als 2 US-Dollar am Tag. Bereits früher wurde die Ölindustrie in Nigeria wegen vermeintlich illegaler Machenschaften scharf kritisiert. Shell selbst hatte zuletzt 2009 dem öffentlichen Druck nachgegeben und Entschädigungszahlungen in Höhe von über 15 Millionen Dollar zahlen müssen.