Kehrt der Alltag in Malawis Universitäten zurück?

Wednesday 15th, June 2011 / 20:11 Written by

 Anfang Februar wurde ein Dozent für Politikwissenschaften am Chancellor College in Zomba, Dr. Blessings Chinsinga, von der Universität suspendiert. Er hatte in einer öffentlich zugänglichen Lehrveranstaltung die möglichen Auswirkungen der Veränderungen in den Ländern Nordafrikas auf Malawi angesprochen, woraufhin ihm seine Lehrberechtigung entzogen wurde (eufrika.org berichtete dazu am 21. April). Was folgte waren Boykotte verschiedener Dozenten sowohl der Polytechnic in Blantyre als auch des Chancellor Colleges in Zomba. Zudem reihten sich Studenten in die Proteste ein und forderten gemeinsam akademische Freiheit. Mittlerweile gingen die Proteste in die nächste Runde. Damit könnte sich eine Schlichtung anbahnen und der Universitätsbetrieb nach dreimonatiger Schließung wiederaufgenommen werden. 

Am Mittwoch, 01. Mai 2011, kam Malawis Präsident Bingu wa Mutharika mit Studentenvertretern und Regierungsvertretern in der Hauptstadt Lilongwe im New State House zusammen. Bei dem Treffen waren von Seiten der Regierung unter anderem Prof. Peter Mutharika (Education Minister), Bright Msaka (Secretary to the Malawi Government) and Nicholas Dausi (deputy Presidential Affairs Minister) anwesend. Außerdem waren Studentenvertreter der beiden betroffenen Universitäten eingeladen, mit dem Präsidenten über die zerfahrene Situation zu diskutieren. Evance Mora (Polytechnic Student Union president) sagte nyasatimes.com, das Treffen sei erfolgreich gewesen. Man habe sich auf eine Zusammenkunft der betroffenen Akteure an einem Runden Tisch geeinigt. Zu besagtem Treffen lehnte Präsident Mutharika jedoch die Teilnahme zweier wichtiger Akteure von beiden Universitäten, Dr. Jesse Kabwila-Kapasula und Dr. Garton Kamchedzera, ab. So kamen lediglich der Polizeipräsident, welcher Anfang Februar Blessings Chinsinga suspendiert hatte, und erneut Studentenvertreter zusammen. Mutharika kündigte an, zeitnah eine offizielle Regierungserklärung zu den Vorkommnissen und vor allem zum Aspekt der Akademischen Freiheit herauszugeben. Gleichzeitig äußerte er sich verärgert über die Forderungen, endgültig eine Wiederöffnung der Universitäten anzukündigen. Er lasse sich als Präsident kein Ultimatum setzen.

Trotz der Tatsache, dass sie nicht zu den Gesprächen eingeladen waren, kündigten mehrere Dozenten Bereitschaft an, den Unterricht wiederaufzunehmen. Bedingung sei, dass der Präsident garantiere, dass es in Zukunft nicht wieder zu einem derartigen Freiheitseinschnitt wie im Februar komme.

Anfang Juni hatte Präsident Bingu wa Mutharika in einer Erklärung die Wiedereröffnung der Polytechnic und des Chancellor Colleges zum 4. Juli angekündigt. Dr. Jessie Kabwila-Kapasula (Chancellor College Academic Staff Union acting president) sagte am Montag, 6. Juni, jedoch, die Erklärung Mutharikas bedeute nicht automatisch eine Wiederaufnahme des Universitätsbetriebes. Zunächst müsse der Präsident in seiner Erklärung eindeutig von einer Sicherstellung der Akademischen Freiheit sprechen und den Dozenten eine unabhängige Lehre garantieren.

 

Mittlerweile haben sich sogar die Kirchen in Malawi in die Debatte eingeschaltet und der Malawi Council of Churches (MCC) fordert von Präsident Bingu wa Mutharika den streikenden Dozenten und Studierenden Akademische Freiheit zu gewährleisten und eine baldige Lösung für das Problem zu finden. Ferner forderte die kirchliche Vereinigung alle beteiligten Parteien auf, sich gemeinsam für gegenseitige Interessen einzusetzen und sich so miteinander zu arrangieren.

In einem Statement, unterzeichnet vom Genereal Secretary Rev. Dr. Osborne Joda‐Mbewe, äußerte sich der MCC folgendermaßen zur Akademischen Freiheit in Malawi:

We are also mindful that both local and international instruments recognize and emphasize the need for freedoms, including academic freedom so that the learning and teaching process is free of any intimidation and hindrance and that a nation attains full economic development through higher education.

Besonders vor dem Hintergrund der allgemeinen Wahrung des Friedens und der Wahrung und Sicherstellung der Akademischen Freiheit, bleibt abzuwarten, ob Mutharika seine Versprechungen Wirklichkeit werden lässt und es ab dem 4. Juli wieder zu einem geregelten Universitätsalltag kommt. Es bleibt abzuwarten, ob er sich noch komkret dahingehend äußern wird, den Lehrenden und Studierenden in Malawi Freiheit in der Lehre zu garantieren.

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Fields of work: Environment, Fisheries, History, Countries: Malawi, Democratic Republic of Congo (DRC), Rwanda, Zimbabwe Part of eufrika.org since: January 2011

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