Kolonialismus-Mahnmal in Berlin: Bekommt das Berliner Stadtschloss einen Begleiter?

Wednesday 28th, May 2014 / 20:24 Written by

 Schon die Debatte trägt zur Aufarbeitung bei: In Berlin setzt sich ein eigens gegründeter Verein für die Errichtung eines Erinnerungsorts “wider den kolonialen Geist” ein. Das geplante Kolonialismus-Mahnmal soll inmitten der deutschen Hauptstadt entstehen und die breite Öffentlichkeit an die verhängnisvollen Auswirkungen der europäischen Kolonialpolitik erinnern.

Noch ist es nur eine Idee. Ein offener Wettbewerb ist für das kommende Jahr geplant, eine öffentliche Debatte ausdrücklich erwünscht. Der projektierte Standort liegt in bester Lage. Das Kolonialismus-Mahnmal soll am Berliner Schlossplatz entstehen, dem aus der Sicht des Vereins “einzig richtigen Ort”.

Mit der Fertigstellung des Humboldt Forums im Jahr 2019 wird auf diesem tektonischen Graben der deutschen und europäischen Geschichte unsere wichtigste Begegnungsstätte mit außereuropäischen Gesellschaften entstehen. Dieses Zentrum für Kultur, Wirtschaft und Politik im Herzen Berlins wird die einzigartige Gelegenheit für eine kritische Auseinandersetzung mit den Grundsätzen unseres globalen Handelns bieten. (Dezentral e.V. 2014)

Erstmals vorgestellt hat der Berliner Verein Dezentral e.V. die Pläne zur Errichtung eines Mahnmals “im Herzen Berlins” Anfang Mai während des Gallery Weekends. Eine weitere Informationsveranstaltung findet zu Beginn der 8. Berlin Biennale am 28. Mai, 20.00 Uhr vor dem Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem statt. Ende Mai wollen Vereinsmitglieder zudem auf der Konferenz “Postcolonial Justice” im Neuen Palais an der Uni Potsdam um Unterstützung für ein Kolonialismus-Mahnmal werben.

Die gewaltsame Ausbeutung Amerikas, Afrikas, Asiens und Ozeaniens durch westeuropäische Imperien hat weltweit tiefe Wunden hinterlassen. Mit den Forschungsreisen der portugiesischen Krone begann bereits im 15. Jahrhundert eine Ära, die wir heute als Kolonialismus bezeichnen und in deren Verlauf jene Großmächte weite Teile des Planeten erobert und zahlreiche Kulturen unterworfen haben. Wir Deutschen und unsere Vorfahren waren maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt.” (Dezentral e.V. 2014)

Zum Abschluss des Wettbewerbs soll eine Jury über die eingegangenen Entwürfe zur Gestaltung des Mahnmals entscheiden. Zusammensetzen soll sich dieses Gremium aus “fachlich geeigneten Mitgliedern, die für ein breites Spektrum derjenigen Gesellschaften sprechen können, die unter europäischer Kolonialherrschaft leiden mussten oder gar nachhaltig leiden.” Die Zielsetzung des Projekts beschreibt der Verein so:

Der Verein Dezentral e.V. fördert den öffentlichen Diskurs sowohl über den historischen, europäischen Kolonialismus als auch über dessen aktuelle politische, wirtschaftliche und kulturelle Ausprägungen. Der Verein möchte einen die Welt immer noch prägenden, kolonialen Geist sichtbar machen und den Stimmen betroffener Menschen Gehör verschaffen.” (kolonialismus-mahnmal.de 2014)

Mehr Informationen auf der Homepage des Vereins: “Kolonialismus-Mahnmal – warum?

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