Kenias Mauer gegen Flüchtlinge und Bomben | Kommentar
Die Grenze zwischen Kenia und Somalia soll undurchlässig werden. Die kenianische Regierung möchte zukünftig Mitglieder der Terroristengruppe Al-Shabaab und sogenannte illegale Migrant*innen, schon vor der Grenze aufhalten. Dazu greift sie auf ein altbekanntes Mittel zurück: Die Errichtung einer Mauer samt obligatorischer Aufrüstung: Stacheldraht, Pufferzonen, elektronische Überwachung, Luft- und Landpatrouillen. Doch den Terror in Kenia wird die Mauer nicht verhindern können.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Grenzen, und seien sie noch so stark gesichert, keine unüberwindbaren Hindernisse sind. Trotz ausgeklügelter Grenzüberwachung und Berliner Mauer: Immer wieder gelangten Menschen von der DDR in die BRD. Sogar die hochgesicherte Mauer zwischen Palästina und Israel ist passierbar. Wieso sollte dies in Kenia anders sein? Selbst wenn Al-Shabaab-Kämpfer*innen zukünftig nicht mehr die kenianisch-somalische Grenze passieren könnten – der Terror wird andere Wege finden. Im schlimmsten Fall werden sich Ableger der Terrorgruppe in Kenia selbst bilden und eigene Anschläge ausführen. Dann helfen auch keine Mauern mehr.
Die kenianische Regierung möchte mehr Sicherheit schaffen und terroristische Anschläge verhindern. Das ist zu begrüßen. Schon ein einzelner Todesfall ist einer zu viel, in Kenia sind es hunderte. Aber die Regierung setzt am falschen Ende an. So lange Muslime*a im Allgemeinen und Somalis im Speziellen diskriminiert und marginalisiert werden, so lange wird Al-Shabaab davon profitieren. Das hat schon die International Crisis Group festgestellt.
Weltweit werden Mauer gebaut, Zäune verstärkt, Grenzen dicht gemacht. Es ist ein internationaler Trend zur Abschottung. Dieser schließt bestimmte Menschen aus und verspricht anderen mehr Sicherheit. Am Ende scheitern diese Versprechen aber doch. Im Falle Kenias werden die Leidtragenden die somalischen Flüchtlinge sein. Sie sind es, denen die Flucht vor Al-Shabaab und Bürgerkrieg schwieriger gemacht wird. Sie sind es, die im Schatten der Mauern ihr Leben lassen.