Leserfinanzierter Qualitätsjournalismus? Godeepr.com startet mit Senegal-Story
Die Ansprüche sind hoch, die Idee vielversprechend: Das Projekt Godeepr.com will den Qualitätsjournalismus von innen heraus verändern – und tiefgründige, unabhängige, leserfinanzierte Geschichten liefern. Gleich der erste Beitrag im digitalen Vollformat eröffnet Lesern Einblicke in den Senegal.
![deepr.com](http://www.eufrika.org/wordpress/wp-content/uploads/2014/09/2014-09-17_deeprcom_cover-300x157.png)
Der erste “Deep”: Senegals Geschäft mit Bettlerkindern von Ingrid Hägele und Andrew Oberstadt (Bilder).
Das Funktionsprinzip von Godeepr.com ist einfach: Autoren stellen ihre Themenvorschläge der interessierten Öffentlichkeit auf einer Magazinplattform vor. Die Leser entscheiden, welche Beiträge sie lesen wollen und zahlen dafür jeweils einen Euro ein. Sobald die jeweilige Finanzierungsschwelle erreicht ist, beginnt der Autor mit der Arbeit am Artikel. Recherche, Produktion, Übersetzung und digitale Aufbereitung werden also durch crowd sourcing finanziert. Der fertige Beitrag wird dann exklusiv auf Deepr.com veröffentlicht.
Die Gründer von Deepr.com verstehen das Projekt als Startup und fühlen sich getrieben durch jugendliche Neugier, Offenheit und Leselust. Mit ihrer Plattform wollen sie die Auswahlmechanismen des Medienbetriebs vom Kopf auf die Füße stellen. Das Publikum entscheidet. Findet ein Themenvorschlag nicht genügend Resonanz, fließen die bereits eingezählten Summen komplett zurück an die Unterstützer. Schafft es ein Thema jedoch über die Schwelle, so soll sehr viel mehr als nur ein einfacher Bericht entstehen. Deepr.com stellt seinen Nutzern ein “Leseerlebnis des 21. Jahrhunderts” in Aussicht.
Unsere Grafik- und Webdesigner unterstützen jeden Autor dabei, seinen Artikel in ein digitales Leseerlebnis zu verwandeln. (…) Unter kreativer Leitung der Autoren verwandeln wir den Artikel in ein sogenanntes deep: mit Infografiken, Bildern, Videos und Visualisierungen zusammengeführt kreieren wir eine Symbiose aus tiefgründigen Inhalten und visuellen Elementen. Journalismus, der für die digitalen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts geschaffen wurde.” (Godeepr.com, September 2014)
“To re-invent the relationship between readers and authors”
Wenn das Konzept aufgeht, könnte Deepr.com der Medienwelt tatsächlich einen gangbaren Weg aufzeigen, wie sich Qualitätsjournalismus unter Online-Bedingungen sinnvoll finanzieren lässt. Deepr.com überträgt die Themenhoheit von den Redaktionen direkt ans Publikum: Der Leser entscheidet selbst, über welche Themen begabte Journalisten schreiben sollen – und welcher Autor seine Unterstützung bekommt. Im besten Fall trägt das zu einer sehr viel ehrlicheren und direkteren Themenauswahl bei als die Auswertung von Quoten, Klicks und Kioskerfolgen.
Wie sich diese Idee in der Praxis darstellt, ist seit Mitte September im Internet zu sehen. Der erste “deep” stammt von Ingrid Hägele (Text) und Andrew Oberstadt (Bilder) und befasst sich mit der Lebenswirklichkeit von Bettlerkindern im Senegal: “Im Reich des Mammon“
Hinweis: Autoren und Journalisten, die sich für die Veröffentlichung ihrer Arbeiten auf Godeepr.com interessieren, finden weitere Informationen hier.