Machtwechsel in Sambia: “Wahl Satas macht vor allem Ausländer nervös”

Thursday 06th, October 2011 / 21:57 Written by

 Nach dem Sieg Michael Satas bei den Präsidentschaftswahlen in Sambia fürchten Beobachter einschneidende Veränderungen. Für Investoren aus dem Ausland besteht Grund zur Sorge, bestätigt Journalist und Sambia-Kenner Andreas Kahler. Doch für das Land selbst ergeben sich große Chancen.

Ein Gastbeitrag von Andreas Kahler

Entgegen ausländischen Prognosen, etwa der “Economist Intelligence Agentur”, siegte der Oppositionspolitiker mit der Partei, die ein kleines Paddelboot im Logo führt, dank einer geradezu subversiven Wahlkampftaktik.

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Michael Sata, Patriotic Front

“Pst, nicht weitersagen!”, hatte Michael Sata seine Anhängerschaft etwa durch Zeitungsanzeigen beschworen; den Zeigefinger vor den Lippen und lächelnd voller Ironie. Gemeint war das Gegenteil, und die “Patriotic Front” (PF) setzte, mangels Ressourcen, buchstäblich auf Mundpropaganda: Man sollte ruhig vordergründig die Geschenke der regierenden MMD einstreichen, aber am Ende natürlich PF wählen gehen!

Egal, wie viele Fahrräder, Mehlsäcke oder auch Bargeld Rupiah Banda verschenken ließ – Satas Clou ist offenbar aufgegangen. Heimlich still und leise gelang es Sata, die nötigen Mehrheiten auf seine Seite zu ziehen. Im Nachhinhein wird klar, dass die MMD-Wimpel schwingenden Taxifahrer in der Hauptstadt Lusaka und andernorts sich tatsächlich einen Jux aus der Nutzung der MMD-Geschenke gemacht und in Wahrheit augenzwinkernd PF-Werbung betrieben hatten!

So schwer kalkulierbar sein Wahlsieg sich indes erwies, so wenig berechenbar nimmt sich nun sein Verhalten als Präsident aus – zumindest für Nichtsambier. Sambier, die wir vor den Wahlen sprachen, zeigten sich absolut sicher über seinen anstehenden Sieg – und die sambischen Freudentänze nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse am 23. September, 00:30 Uhr, zeugen von nichts als Zuversicht und Genugtuung. Die Menschen gingen in jener Nacht auf die Straßen, sangen alte PF-Lieder, fuhren hupend durch die Städte.

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Dass sie und ihr Land nach zwanzig Jahren MMD-Herrschaft eine neue Chance bekommen, freut die allermeisten. Überdrüßig war man zuletzt der Arroganz der Regierung, allzu sicher auch, dass die von Satas Vorgänger Rupiah Banda eingeschlagene Investoren-freundliche Wirtschaftspolitik kaum jemals der Mehrheit der Sambier selbst nutzen würde.

“King Cobra” ist lernfähig

Freilich darf man skeptisch bleiben, ob Satas Schwenk in der Regierungspolitik Besserungen bringt. Nicht grundlos verlor die Landeswährung Kwascha unmittelbar nach Auszählung der Stimmen deutlich an Wert – nachdem schon der Kupferpreis um fast 30 Prozent gefallen war, dies natürlich eher zufällig. “King Cobra”, wie er sich seit langem nennen lässt, ist nun einmal ein unsteter Geist, allzu oft hat er in der Vergangenheit binnen kurzer Zeit seine Standpunkte oftmals ins Gegenteil verändert. Beispielsweise, 2010, in der Frage der “Windfall Tax”.

Und im Wahlkampf schimpfte er zunächst, gewohnt national-populistisch, auf die Chinesen, um sodann, als habe er Kreide gegessen, mitzuteilen, grundsätzlich nichts gegen ausländische Investoren zu haben. Arbeitsplätze für Sambia zu schaffen ist eben nichts, was über Nacht im Präsidentenpalast machbar wäre.

Stabile Perspektiven in Lusaka

Meines Erachtens ist der Machtwechsel in jedem Falle ein Sieg für Sambias Demokratie: Ein so friedlicher reibungsloser MMD-Abgang nach 20 Jahren im Anschluss an eine wider Erwarten insgesamt sehr friedlichen Wahl ist eine ermutigende Leistung der Präsidial-Republik am Sambesi.

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Andreas Kahler, www.akpublics.de

Volkswirtschaftlich könnten sich zwar die Erfolge kurzfristig eintrüben, weil Investoren einen Schrecken bekommen haben und neue Projekte zurückstellen mögen. Andererseits wird die ökonomische Entwicklung zeigen, wie stabil die zentralen Institutionen, wie verlässlich die Technokraten von Lusaka mittlerweile sind.

Sata ist lernfähig – trotz seines hohen Alteres von 74 Jahren. Entscheidend wird sein, dass alle gesellschaftlichen Kräfte die neugewonnene Freiheit nutzen, um zu nachhaltigen Antworten auf die vielen Probleme des Landes zu kommen, die ja bei Weitem nicht allein wirtschaftlicher Natur sind.

Informationen aus und über Sambia: Andreas Kahler bei akpublics

Beitrag zur Sambia-Wahl bei Eufrika: Zeitenwende in Sambia

Homepage der Patriotic Front:  ”Yes, a better Zambia for all!


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