Massive Razzien und Deportationen Illigalisierter vor Ceuta

Thursday 08th, October 2015 / 23:06 Written by

 Camps vor Ceuta.Am vergangenen Samstag haben es 87 Menschen über die Zäune in die spanische Enklave nach Ceuta geschafft. Seither wird der Druck auf Migranten stetig erhöht.

In den vergangenen Tagen gab es vermehrt gewalttätige Razzien in den Wäldern vor Ceuta, eine der beiden spanischen Enklaven auf marokkanischem Gebiet. Dabei gab es viele Verletze. Menschen wurden ihre Wertsachen weggenommen. Um die 200 Menschen sollen in den Süden des Landes nach Rabat, Casablanca und sogar bis an Grenze Mauretaniens deportiert worden seien. Das bestätigen mehrere Betroffene vor Ort. 80 der Deportierten sollen sogar in der Wüste vor Tiznit ausgesetzt worden sein.

Wüstendeportationen wurden nach der Mobiliätspartnerschaft mit der EU 2013 eingestellt. Nun wurden sie scheinbar wieder als Methode zur Abschreckung aufgenommen. Dabei werden die Menschen mitten in der Wüste sich selbst überlassen und sehenden Auges das Risiko eingegangen, Menschen in den Tod zu schicken.

Gestern morgen soll es nach Angaben von Aktivsten und Betroffenen einen erneuten Versuch von 200 Menschen gegeben haben, die Zäune zu erklimmen. Doch ohne Erfolg. Dabei seien 40 Menschen verhaftet worden. Außerdem sollen am gleichen morgen erneut drei Busse mit 120 Menschen in Richtung unbekanntes Ziel.

Die erhöhte Militärpräsenz sowie die vermehrten, sehr gewalttätigen Razzien scheinen eine Reaktion auf die Ereignisse von vergangenem Samstag zu sein. Neben den 87 Menschen, die es über den Zaun nach Ceuta geschafft haben, erreichten um die 400 Menschen die das spanische Festland in der Nähe Almerias oder wurden von der spanischen Küstenwache aufgegriffen. Diese waren zum Großteil Marokkaner.

Die Lage der Illegalisieren in Marokko ist seit jeher prekär. Durch Abkommen mit der EU und damit verbundene finanzielle Hilfen wird das Königreich darin bestärkt, vor allem Menschen aus dem Sub-Sahara Gebiet mit allen Mitteln an dem Überqueren der Grenze nach Europa zu hindern. Auch am vergangenen Samstag gab es Dutzende Verletzte. Betroffene von vor Ort sprechen sogar von mehreren Todesfällen. Dies geschieht stetig und ohne viel Aufsehen. Denn Großattacken wie diese sind sehr selten. Der regelrechte Kampf an den Grenzzäunen ist jedoch ein täglicher. Dabei erleiden die Illegalisieren oft schwere Verletzungen. Denn die sechs Meter hohen Zäune sind mit messerscharfem Natodraht umwickelt. Auch die marokkanischen Grenzpolizisten, sowie die spanische Guarda Civil geht hart gegen die Migranten vor. Sogar Todesfälle sind daher in regelmäßigen Abständen zu beklagen.

Die vergessene Route

Die Migrationsroute über Marokko ist mittlerweile die marginalisierteste von allen Routen. Dadurch ist jedoch auch die Situation für die Menschen vor Ort außerhalb der Aufmerksamkeit. Marokko ist dabei ein Land, das die meisten Entwicklungshilfegelder von der EU erhält. Es ist ein Land, das gerade in Bezug auf die Bekämpfung illegaler Einwanderung ein „guter Partner“ der EU ist, wie es immer wieder beidseitig bestätigt wird.

Wie sich die europäische Migrationspolitik in Partnerschaft mit Marokko auf die Menschen vor Ort auswirken hat Johannes Bühler in seinem Buch „Am Fuße der Festung“ beschrieben. Mit Protokollen von fünfzehn unterschiedlich Gestrandeten, wie er sie nennt, bekommen die großen Zusammenhänge ein Gesicht und eine Stimme. Am kommenden Sonntag (11.10.) liest er ab 20 Uhr in Berlin im ACUD macht neu. Durch die aktuellen Ereignisse wird dieses Buch besonders interessant, da es einen tieferen Einblick gewährt als das, was man aus den Medien hört. Im Anschluss an die Lesung gibt es die Möglichkeit zur Diskussion. 

Diesen Artikel empfehlen bei:
  • Facebook
  • Twitter
  • MisterWong
  • Google Bookmarks
  • del.icio.us

About the author

Its not only what is said but also how it is said. Everything is subjectiv. And therefore the most authentic when it comes from the mouth of the one concerned. I like portraing people bringing the big things to a grassroot level, giving social, political or economical dynamics a face. I am a freelance journalist with three years of radio broadcasting and online coverage experience.

View all articles by Fanny Kniestedt

eufrika on Facebook