Nsanje World Inland Port – Chance oder Sackgasse für Malawis Wirtschaft

Thursday 21st, April 2011 / 13:35 Written by

 Ende Oktober letzten Jahres wurde der Nsanje World Inland Port feierlich von Malawis Präsidenten Bingu wa Mutharika eröffnet. Neben Bingu wohnten sowohl Zambias Präsident Rupiah Banda als auch Simbabwes Robert Mugabe der Eröffnung bei. Mit der Vollendung dieses Großprojekts wurde die offizielle Benutzung des Shire-Zambezi Waterway besiegelt.

Fertigstellung des Nsanje Port 2010

Die Binnenländer der SADC (Southern African Development Community) Malawi, Sambia und Simbabwe hatten bisher mit dem Problem der teuren Transportkosten für sowohl Import- als auch Exportgüter zu kämpfen. Da sie keinen eigenen Zugang zum Meer haben, waren sie bisweilen meist auf den Hafen in Beira in Mosambique angewiesen, der mit dem Zug und auf Straßen erreicht werden konnte. Für Malawi hieß dies laut Shadreck Matsimbe (executive director of the country’s Road Transport Operators Association, RTOA) eine Transportstrecke vom wirtschaftlichen Zentrum des Landes in Blantyre bis nach Beira in Mosambique von etwa 850 km zurücklegen zu müssen. Die Transportkosten waren für die Spediteure entsprechend hoch, was die Preise importierter Güter im Land stark verteuerte. Der neue Inlandshafen in Nsanje verbindet nun den im nördlicher gelegenen Malawisee entspringenden Shire-River mit dem Sambezi, der in Chinde (Mosambique) in den Indischen Ozean mündet. Diese Strecke beträgt ausschließlich eine Strecke von ca. 238 km. Während der Transport von Import- und Exportgütern auf diese Weise schneller abgewickelt werden kann, sinken zudem die hohen Transportkosten. Eine Studie von 2005 ermittelte, dass Malawi 175 Millionen US Dollar der jährlichen Kosten für Importe einsparen könnte. Außerdem hofft man durch eine derartige Verbesserung der Infrastruktur größere Anreize für ausländische Investitutionen zu schaffen und somit insgesamt einen wirtschaftlichen Aufschwung zu erleben.

Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten sprach der Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, davon, das Projekt sei ein Gemeinschaftsprojekt der Staaten der SADC: “We of SADC (the regional Southern African Development Community) look at this as our project. We will facilitate it as our project together. We will enable it to function … and not stand on its way.” Sambias Präsident Banda sagte ferner: “This project is important to all of us … it will help in lowering the cost of living and we will be an immediate direct beneficiary.” Alle Beteiligten sind sich einig: Dieses Großprojekt wird grundlegende Veränderungen in der gesamten Region mit sich bringen, von der nicht nur Malawi in ganz entscheidendem Maße profitieren wird. Doch besonders die malawische Region rund um Nsanje wird die Veränderungen am stärksten spüren. Geschäftsleute und Spediteure beginnen bereits sich rund um das Hafengelände anzusiedeln. Rodney Simwaka, district commissioner für Nsanje, sagte IPS es lägen über 800 Anträge zum Erwerb von Land in der Region Nsanje vor. Man werde schon bald mit dem Bau von Bürogebäuden, Hotels und Lagerhallen beginnen so Simwaka.

Doch neben all diesen Vorteilen, die der Hafen mit sich zu bringen scheint, bleiben weiterhin einige Fragen offen. Mosambique hat direkt zu Beginn der Eröffnung des Hafens einen ersten Transport von 60 Tonnen Dünger aufgehalten, da in ihren Augen die derartige Nutzung des Sambesis in Mosambique noch nicht geklärt sei. Es müsse erst eine Untersuchung angestellt werden, inwieweit eine solche zusätzliche Nutzung nicht andere Geschäfte auf dem Fluss beinträchtige. Es ist anzunehmen, dass die mosambiquanische Regierung die Nachbarstaaten an der neuen Transportroute unabhängig von Mosambique hindern möchte.

Eine andere offene Frage bezieht sich auf die Nutzbarkeit der Route während der Regenzeit. Während dieser Periode hat man entlang des Shire mit starken Pegelschwankungen zu kämpfen, die besonders in den Hafenanlagen für enorme Schwierigkeiten sorgen können. Während der Bauarbeiten hatte man bereits Schwierigkeiten, dass der Shire immer wieder wei über die Ufer trat. Außerdem ist der Shire im Unterschied zum Sambesi viel kleiner und nicht derart breit und tief. Das hat zur Folge, dass es nicht möglich sein wird, größere Schiffe auf ihm verkehren zu lassen, wie es etwa auf dem Sambesi der Fall ist. Die Fracht muss also entweder auf kleineren Schiffen, die nicht allzu starken Tiefgang haben, bis nach Chinde transportiert werden oder aber im Sambesi auf größere Schiffe umgeladen werden. Letztere Option hingegen würde den Transport weiter verzögern und somit die Transportkosten wieder in die Höhe treiben. Abschließend stellt sich die Frage, wann der Schiffsverkehr wirklich effektiv begonnen werden kann. Betrachtet man die Infrastruktur rund um Nsanje, so wird deutlich, dass in dieser Region erst noch Straßen und das seit Jahren marode Schienennetz ausgebaut werden müssen, um einen reibungslosen Waren- und Gütertransport vom Wirtschaftszentrum Blantyre nach Nsanje gewährleisten zu können.

Kartenverzeichnis:

http://www.un.org/Depts/Cartographic/map/profile/mozambiq.pdf

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