Protestbewegung kehrt am “Freitag der Abrechnung” auf den Tahrir-Platz zurück
Vertreter der Muslimbruderschaft und der Jugendbewegung des 25. Januar, die mit ihren Protesten den Rücktritt von Präsident Mubarak erzwungen hatten, haben für heute zu neuen Massendemonstrationen auf dem Tahrir-Platz in der Hauptstadt Kairo aufgerufen. Beobachter erwarten bis zu eine Millionen Demonstranten.
Unter dem Motto „Freitag der Abrechnung“ soll die Kritik an der derzeitigen Strafverfolgung ehemaliger Beamter des Mubarak-Regimes Ausdruck finden. Viele Ägypter hatten bereits in den vergangenen Wochen in spontanen Kundgebungen ihre Unzufriedenheit über die juristische Aufarbeitung der brutalen Übergriffe seitens der Polizei auf die Demonstranten geäußert. Die ägyptische Justiz sei unter der neuen Militärregierung ebenso behördennah wie unter Mubarak, beklagten zuletzt viele angesichts der Freisprechung von zehn Polizisten, die an der versuchten Niederschlagung der Protestbewegung im Februar beteiligt gewesen sein sollen.
Die Militärs reagierten nun ihrerseits mit Zugeständnissen an die Bevölkerung. In einer Demokratie sei das Recht auf Versammlung und Demonstration gegeben, die Proteste dürften „die Errungenschaften der Revolution“ jedoch nicht gefährden. In den letzten Tagen hatte das Militär dagegen mit Gewalt auf kritische Stimmen und die Einforderung von wahrer Demokratie geantwortet.
Zur Beteiligung der Muslimbruderschaft an den neuesten Protesten und der rückwirkenden Aufarbeitung der Revolutionsbewegungen in Nordafrika ein Interview mit Naseef Naeem, der sich als Jurist und Islamwissenschaftler mit dem „Arabischen Frühling beschäftigt: Nordafrika vor einem „Arabischen Herbst“?