Rezension | “No Humboldt 21! – Dekoloniale Einwände gegen das Humboldt Forum”
Der Sammelband vereint kritische Stimmen zum Humboldt Forum in Berlin.
Seit über fünf Jahren protestiert ein breites NGO-Bündnis mit der Kampagne “No Humboldt 21!” gegen das 600 Millionen Euro verschlingende Prestigeprojekt “Humboldt Forum” in Berlin. Genauer gesagt gegen die geplante Ausstellung der “außereuropäischen Sammlungen” der Stiftung Preußischer Kulturbesitz dort. Die Kritik: Das vermeintlich neue Konzept verletze einmal mehr die Würde und die Eigentumsrechte von Menschen in allen Teilen der Welt. Es sei eurozentrisch sowie restaurativ und stehe somit dem gleichberechtigten Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft und in der postkolonialen Welt entgegen.
Diese Aspekte beleuchtet der Sammelband mit erstmalig ins Deutsche übersetzten Texten, Interviews und Bild-Kollagen von kritischen Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Künstler*innen. Die verschiedenen Zugänge zu dem Themenkomplex liefern eine Fülle von starken Argumenten. Insbesondere werden Schwarze Perspektiven vorgestellt, die in der Debatte noch immer marginalisiert sind. Zunächst wird sich der spezifischen Formung von Erinnerungspolitik durch das Museum zugewandt. Anschließend geht es um Bedeutungen und Verbindungslinien der verschleppten Objekte in den Berliner Sammlungen. Im letzten Teil stehen deren Rückführung, bzw. die Forderungen danach, als dekolonisierende Akte im Mittelpunkt. Eine lohnende Lektüre, welche die noch immer bestehende Notwendigkeit eines radikalen Bruchs mit dem Kolonialen an einem aktuellen Beispiel vorführt.
Diese Rezension erschien zu erst in der AK – Analyse und Kritik, Nr. 633
Leseprobe und Verkauf des Sammelbandes auf: http://www.africavenir.org/…/shop.html