Rien ne bouge: Präsidentschaftswahlen in Kamerun
In Kamerun finden diesen Sonntag Präsidentschaftwahlen statt. Dass dabei auch eine neue Präsidentin oder ein neuer Präsident ins Amt kommt, wird allgemein für sehr unwahrscheinlich gehalten.
Paul Biya regiert den Westküstenstaat seit 1982 und ist damit der drittdienstälteste Staatschef Afrikas. Er überdauerte einen Putschversuch 1984 und Aufstände grötenteils Jugendlicher 2008, die das Militär mit knapp 140 Opfern laut UN beendete. Zuletzt änderte er noch die Verfassung, um seine Wiederwahl zu legalisieren. Ansonsten ist es sehr ruhig um Biya, worin der kamerunische Politologe Achille Mbembe in einem Interview bei Slate Afrique auch die Ursache seines politischen Überdauerns sieht. “Le gouvernement par l’immobilisme”, das Regieren durch Nichts-Tun, ist für Mbembe bezeichnend für den Regierungsstil des kamerunischen Präsidenten. Jeune Afrique spricht sogar von dem Neologismus “camerounologie”, den die “seltenen” fremden Beobachter der kamerunischen Politik benutzen, um den Regierungsstil und die Entwicklung des Landes zu bezeichnen.
Laut den Erwartungen wird selbst der populärste der 22 Gegenkandidaten John Fru Ndi wenig Chancen gegen den amtierenden Präsidenten haben. Fru Ndi hatte Anfang der Neunziger Jahre das Ein-Parteien-System zum Fallen gebracht und verlor die Wahl 1992 vor allem durch “plumpe Fälschung“. Doch inzwischen ist auch Fru Ndi alt und seit dem Versöhnungstreffen mit Biya ist die Hoffnung vieler in ihn verloren gegangen. Dabei hätte das Land Veränderung nötig. Mit einem Wirtschaftswachstum von 3,2 % wird Kamerun von seinen Nachbarn abgehängt, und ein Viertel der 20 Millionen Bevölkerung lebt von weniger als 1,1 € pro Tag, trotz vieler Bodenschätze. Jedoch Veränderung sieht Mbembe allein durch bewaffnete Bewegungen oder fremde Mächte, wie es in der Elfenbeinküste geschah, als möglich an.