Schuldenschnitt in Liberia
#Die internationale Gemeinschaft hat dem westafrikanischen Staat Liberia einen Teil seiner Auslandsschulden erlassen. Wie die Nachrichtenagentur AFP meldet, verzichten die Gläubiger des Landes im Rahmen des Schuldenerlasses auf umgerechnet rund 3,8 Milliarden Euro.
Im Vergleich zur Wirtschaftskraft des Landes zeigt sich die Bedeutung: Das Bruttoinlandsprodukt der Republik Liberias liegt laut Länderinformationen des deutschen Auswärtigen Amtes bei rund 730 Mio. Euro (Schätzwert für 2008). Der Schuldenschnitt umfasst also etwa das Fünffache der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Organisiert wurde die Aktion vom Internationale Währungsfonds (IWF) und der Weltbank mit Sitz in Washington. Die Maßnahme ist Teil einer internationalen Initiative zum Schuldenerlass für die ärmsten hochverschuldeten Länder der Welt, heißt es dazu in der Frankfurter Rundschau. Beteiligt sind außer IWF und Weltbank auch andere internationale Institutionen wie die Afrikanische Entwicklungsbank sowie Staaten und private Gläubiger wie zum Beispiel Banken.
Liberia habe sich den Schuldenerlass durch das Ergreifen der “notwendigen Maßnahmen” verdient, erklärten Weltbank und IWF. Möglich geworden sei der Schuldenerlass durch “die außergewöhnlichen Anstrengungen der Mitglieder der internationalen Gemeinschaft”. Keine Angaben machten IWF, Weltbank und die beteiligten Gläubiger zur Summe, die Liberia nach dem Erlass weiterhin belasten.
Die wichtigsten Gläubiger des westafrikanischen Landes sind laut IWF die Vereinigten Staaten und Deutschland. Beide Industriestaaten nahmen an der aktuellen Maßnahme teil.
Aus dem US-Finanzministerium hieß es, die USA wollten zum Abschluss eines Treffens des sogenannten Pariser Clubs im September einen weiteren Schuldenerlass für Liberia in Höhe von 100 Millionen US-Dollar verkünden. Damit würde der Schuldenerlass durch die USA 400 Millionen Dollar (rund 318 Millionen Euro) betragen.
Die wirtschaftliche Lage Liberias gilt auch rund sieben Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs noch als desolat. Die Infrastruktur mit Straßen, Elektrizitäts- und Wasserversorgung, Telefon, Post des Landes ist nach den kriegsbedingten Zerstörungen bislang erst in Ansätzen wieder aufgebaut worden. “Viele Geschäftsleute haben Liberia während des Bürgerkriegs verlassen und sind nicht mehr zurückgekehrt”, beschreibt das deutsche Auswärtige Amt die Lage. “Dadurch verlor das Land sowohl Kapital als auch wichtige Talente, die nun beim Wiederaufbau fehlen.”
Gleichzeitig schätzen Experten das Entwicklungspotenzial Liberias als sehr hoch ein. Das Land verfügt über fruchtbare Böden und ausreichend Wasser zum Aufbau einer selbsttragenden Landwirtschaft. Daneben gibt es eine Fülle natürlicher Ressourcen und Bodenschätze wie Kautschuk, Holz, Eisenerze, Diamanten und Gold.