Senegal: Der Sänger Youssou N’Dour stellt sich zur Präsidentschaftswahl
“Je suis candidat!” Der Sänger Youssou N’Dour verkündete am 02. Januar seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten im Senegal. Am 26. Februar hat dort die Bevölkerung die Wahl: Der international bekannte Musiker wird sich dem Amtsinhaber Abdoulaye Wade und voraussichtlich 19 weiteren Kandidaten stellen.
N’Dour gab die „Überraschung“ über den Radio- und Fernsehsender seiner eigenen Mediengruppe bekannt und erklärte die Kandidatur als seine „höchste patriotische Pflicht“. Die Bevölkerung habe seinen Wahlantritt gewünscht, der 52-jährige reagierte: „Ich habe es vernommen. Ich habe zugehört. Ich antworte wohlwollend auf euer Gesuch: ‘Ich bin Kandidat!‘”
Youssou N’Dour fordert Abdoulaye Wade heraus. Der 85-jährige bekleidet seit dem Jahr 2000 das Amt des Präsidenten. Im Februar will er erneut zur Präsidentschaftswahl antreten. Youssou N’Dour protestiert in einem Interview mit RFI und France24: „Je le dis sereinement, sérieusement, la Constitution ne lui permet pas de se présenter pour un troisième mandat.“ – Der Verfassungsrat dürfe die Kandidatur für eine dritte Amtszeit nicht genehmigen. Youssou N’Dour sieht mit der Wiederkandidatur den Senegal und die demokratische Basis des Landes in Gefahr. Er fordert Abdoulaye Wade schlicht auf, sich aus der Politik des Senegals zurückzuziehen.
Youssou N’Dour hat mehr als 20 Alben veröffentlicht. Der Mbalax-Sänger ging auf Welttournée und präsentierte sich vor internationalem Publikum. Dass der ‘afrikanische Künster des Jahrhunderts’ den Einstieg in die Politik wagen will, wird über den Senegal hinaus in der Presse diskutiert.
Der Internetauftritt von der senegalesischen Tageszeitung ‘L’Observateur’, die zu Youssou N’Dours eigener Mediengruppe gehört, sollte zur Zeit der Bekanntgabe seiner Kandidatur gewartet werden – die Seite ist noch immer nicht abrufbar.
Die Schweizer Tageszeitung ‘Le Temps’ bemerkte, dass der Streik des Nahverkehrs in Dakar die senegalesische Presse nach dem 02. Januar mehr beschäftigte als die Kandidatur Youssou N’Dours. Dagegen habe sich vor allem die französische Presse intensiv mit dem Präsidentschaftskandidaten auseinandergesetzt.
Auch die senegalesische Tageszeitung ‘Walf Fadjri’ analysiert die Aufmerksamkeit der ausländischen Berichterstattung und stellt fest, dass die französischen Medien vorwiegend positiv über die Kandidatur des Sängers berichten.
In Deutschland haben sich unter anderem die Zeitungen wie die ‘Zeit’ oder die ‘Frankfurter Allgemeine’ mit dem Wahlantritt des Weltstars befasst.
Youssou N’Dour wertet seine (internationale) Bekanntheit als Vorteil. Im Interview fragt RFI, ob es möglich sein könne, eine Wahl im Senegal zu gewinnen, wenn man knapp zwei Monate vor Stimmabgabe erst in die Politik gehe – ohne eine Partei hinter sich zu haben. Der Künstler antwortete:
„Ich habe überall Freunde. Ich hab Leute, die für mich da sein können, im wahrsten Sinne des Wortes.“
In seiner Rede am 02. Januar räumte Youssou N’Dour ein, er habe zwar kein Studium abgeschlossen, jedoch an der Schule des Lebens gelernt. Er wolle sich besonders für die Sektoren Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft und damit für die Einheit und den Zusammenhalt seines Landes einsetzen.
RFI befragte einzelne Wähler in Dakar und erfasste neben Zuversicht und Optimismus auch kritische Stimmen zur Kandidatur des Sängers. Der Schreiner Diamé N’dour erklärt:
„Youssou ist ein Musiker, er muss seine Musik weiterverfolgen, er kann nicht regieren.“
Der junge Ladenbesitzer Mouhamed Ba argumentiert:
„Für mich hat Youssou N’Dour keine Chance zu gewinnen. Er ist Sänger. Alles, was er kann, ist singen; er hat dem Land nichts entgegenzubringen. Außerdem ist Youssou N’Dour keine Beispielperson, die den Senegal repräsentieren kann. Wir haben schon kompetente und ausgebildete Kandidaten.“
Youssou N’Dour selbst beteuert siegessicher:
„Je gagne ces élections.“ – „Ich gewinne diese Wahlen.“
Seine Künstlerkarriere will er nach dem Wahlsieg abbrechen, um zu beweisen, dass ihm das politische Engagement ernst ist. Der Senegal sei von größerer Wichtigkeit als der Künstler Youssou N’Dour.
Der Präsident Abdoulaye Wade will sich zum Wahlantritt Youssou N’Dours nicht weiter äußern und wünscht dem Kandidaten “viel Glück“.
Am 26. Februar 2012 hat der Senegal die Wahl…