Das Horn hungert – und niemand schaut hin

Friday 08th, July 2011 / 17:34 Written by

 Ein Viertel der somalischen Bevölkerung haust in überfüllten Flüchtlingscamps in Nachbarstaaten oder irrt auf der Suche nach Wasser und Nahrung durch das kriegsgerüttelte Land. Die Vereinten Nationen warnen vor einer „humanitären Katastrophe“, Hilfswerke sprechen von massenhaftem Elend, selbst die Milizen der islamistischen al Shabaab lassen angesichts der prekären Lage westliche Hilfsgüterkonvois verkehren. Doch vor allem deutsche Medien ignorieren die Hilferufe vom Horn beharrlich.

Die aktuelle Lage hat zwei Dimensionen: Da ist zunächst die schlimmste Dürreperiode, die das Horn von Afrika seit 60 Jahren erlebt hat. Sowohl der große Regen im letzten Jahr als auch die Niederschlagsmengen Anfang 2011 fielen deutlich geringer aus als üblich. Die Folge sind Ernteausfälle und mangelnde Rücklagen – vor allem Somalia hungert, aber auch im Norden Kenias, in Äthiopien und Djibuti ist die Lage zunehmend kritisch, die Wetterprognosen machen wenig Hoffnung. Doch anders als bei vergangenen Hungerkatastrophen verschärft die politische Lage die Bedrohung für die verarmte Bevölkerung Somalias zusätzlich. Hilfslieferungen werden blockiert, die ohnehin schwerfällige Berichterstattung behindert.

Während das große Hungerleiden in den 80er Jahren ein Aufschrei in der Welt auslöste und vor allem Äthiopien ins Licht der Öffentlichkeit rückte, sterben die Menschen heute leise und ungehört.

Dabei ist die Lage ernst. Schätzungsweise 12 Millionen irren am Horn von Afrika auf der Suche nach Wasser und Grundnahrungsmitteln durch das lebensfeindliche Klima. Die Vereinten Nationen warnten unter der Woche vor einer Hungersnot „katastrophalen Ausmaßes“.

Schätzungsweise ein Viertel der somalischen Bevölkerung befindet sich auf der Flucht. Die seit Jahren von bewaffneten Konflikten vorangetriebene Binnenmigration verschärft sich angesichts akuten Mangels immer mehr. Viele versuchen, in der zerstörten Hauptstadt Hilfe zu bekommen, doch einige schaffen es überhaupt nicht bis zu den Hilfsstützpunkten und sterben unterwegs dorthin.

Bis heute sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 750.000 Somalis in die Nachbarländer geflüchtet. Dort wachsen die Flüchtlingslager unaufhörlich, eine Versorgung der häufig unterernährten Ankömmlinge wird zunehmend schwieriger. Allein in Dabaab, einem Flüchtlingslager in Nordkenia, kommen täglich etwa 1400 neue Flüchtlinge an. Das für ursprünglich maximal 90.000 Menschen konzipierte Camp gilt mit nunmehr 382.000 Flüchtlingen als drittgrößte Stadt Kenias.

Allmählich macht sich die Gewissheit breit, dass die aktuelle Hungersnot von Beginn an hätte entschiedener bekämpft werden können. Warnungen, die befürchtete Dürre könnte anhalten, standen seit langem im Raum. Die Frage drängt sich auf, warum es so lange dauerte, bis die Welt aufwachte?

Engpässe ermöglichten Preisspekulanten bereits in der Vergangenheit, die Nahrungsmittelpreise in der Region in die Höhe zu treiben. Auch Höchstpreise, wie sie beispielsweise die äthiopische Regierung im Januar für einige Grundnahrungsmittel eingeführt hatte, können die Preisspirale angesichts des stetig steigenden Weltmarktniveaus nicht langfristig aufhalten.

Seit Somalia gemeinhin als „Failed State“, als gescheiterter Staat, gilt, kursieren beinah wöchentlich Berichte über Entführungen vor der Küste, wird der einst klangvolle Name der Hauptstadt Mogadischu mit dem Terrornetzwerk al Qaida assoziiert. Über die Leiden der Bevölkerung verlieren westliche Medien dagegen nur selten mehr Worte als nötig: Stammesfehden, rivalisierende Klan-Strukturen, das sind die Schlagworte, die zum Bild des verlorenen Somalias passen.

In der Tat spielt die teils traditionelle Konkurrenz zwischen lokalen Gruppen eine wichtige Rolle im somalischen Konflikt. Doch im Machtkampf dominieren längst zwei verbleibende Kräfte: Die nationale Übergangsregierung und die Milizen der al Shabaab. Und die militanten Islamisten attackieren die Überreste staatlicher Kontrolle mit aller Verbissenheit.

Doch angesichts der akuten Lage lenkt selbst die strikte al Shabaab ein. Machte die Bewegung bis zuletzt mit Entführungen von Mitarbeitern ausländischer Hilfsorganisationen und willkürlichen Beschlagnahmungen humanitärer Hilfsgüter auf sich aufmerksam, lockerte sie jetzt offenbar die Bedingungen, unter denen auch westliche Hilfsorganisationen Zugang zur isolierten Bevölkerung erhalten sollen. Sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime sollen so Zugang zu den am dringst benötigten Gütern erhalten.

Wie ein Sprecher al Shabaabs sagte, sei ein eigens einberufenes Komitee mit der Betreuung der Krise betraut worden.

Die Reaktion der Zentralregierung in Mogadischu ließ nicht lange auf sich warten: Premierminister Abdiweli Mohammed Ali Gas verkündete, ein nationales Krisenteam werde die Koordination der Hilfslieferungen übernehmen.

Derweil ringt sich auch die internationale Gemeinschaft zu ersten Reaktionen durch. Nachdem Großbritannien bereits zu Beginn der Woche finanzielle Hilfe angeboten hatte, will nun auch die EU mit fünf Millionen Euro helfen.

 

Ein Bericht über das größte Flüchtlingscamp der Welt im Norden Kenias

 

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Marius Münstermann is based in Berlin where he works as a freelance journalist. Marius serves as editor-in-chief at eufrika.org.

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1 Comments on “Das Horn hungert – und niemand schaut hin

  • UUUUUU 5 millionen euro aus deutschland da bin ich aber beeindruck oh momen twie hoch waren die ausgaben für die bankenrettung und das militär noch gleich achja richtig zahlen die schon auf keine tafel mehr passen was ich bei leuten wie ihnen die solche artikel schreiben ist der zorn wo ist der zorn um die leute auf sich aufmerksam zu machen warum verstecken sie sich hinter diesem elenden Wir müssen ja so sachlich und ruhig bleiben gewäsch verschwörungstheoryn habens auch erst dadurch so weit gebracht. wiso nicht einmal klare worte gegen das mafia pack an der wall street oder das mörder pack der öl konzerne wen sie diese schiene fahren verändern sie nie etwas die eliten stört es nich ob vor ihren büros demos stattfinden dann schließen sie einfach das fenster und machen weiter es ist einfach nur so unglaublich das man 70 jahre nach dem holocaust immer noch nicht in der lage ist wirklich etwas zu unternehmen diese leute an der spitze wollen keine frieden keine demokratie sie sind nur an macht interessiert und es ist ihnen egal ob sie den ganzen rest der menscheit dafür umbringen müssen darüber sollten sie die menschen einmal aufklären und wut erzeugen die menschen sollen sich endlich wehren gegen die neuen hitlers und stalins dessen ziel es ist eine absolute herrschaft über die armen in der welt zu errichten und wen sie glauben mit ihren methoden weiter zu kommen empfehle ich ihnen sich in eine zeitmaschine zu setzten ins jahr 1943 zu gehen und vor auschwitz einmal ihre artikel vorbringen mal gucken wie weit sie kommen den die leute die damals diese verbrechen beganngen haben (und gott sei dank beinahe alle dafür gehängt wurden) sind heute diejenigen die die konzerne leiten die afrika systematisch zu dem machen was es ist ein mit diktatoren verseuchtes von kriegen armut und krankheit heimgesuchtes drecksloch und das auch noch aus purer geldgier wiederlich

    Ps: der 11 semptember wurde von der regierung bush selbstgemacht um ans öl zu kommen und bald wierd die regierung obbusha ernstaunt feststellen das afrika auch im besitz von massenvernichtungswaffen ist (komisch warum ist man dann schon vorher nicht aktiv geworden achja die diktatoren stehen ja auch deren gehaltsliste traurig das sowas alles möglich wurde bei einer nation die so gute und sympathische präsidenten wie roosevelt kennedy und bill clinton (wen auch nicht wissend was hinter dem vorhang vor sich geht ) hervorgebracht hat

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