Südsudan befürchtet Hungerkatastrophe

Wednesday 12th, October 2011 / 16:56 Written by

 

 

Die Regierung des Südsudan warnt vor einer dramatischen Lebensmittelkrise. Dürre und Überschwemmungen, aber auch die politische Instabilität und Flüchtlingsströme im eigenen Land hätten in den vergangenen Monaten zu erheblichen Ernteausfällen geführt, die sich nun zu einer Hungerkatastrophe mit vergleichbarem Ausmaß wie in Somalia und anderen Gebieten am Horn von Afrika ausweiten könnten. 

 

Flüchtlingslager in Ajiep: Naben den klimatischen Gegebenheiten trägt auch die anhaltende Flüchtlingsproblematik zur gegenwärtigen Lebensmittelknappheit im Südsudan bei - Foto: Rich Addicks

Flüchtlingslager in Ajiep: Naben den klimatischen Gegebenheiten trägt auch die anhaltende Flüchtlingsproblematik zur gegenwärtigen Lebensmittelknappheit im Südsudan bei – Foto: Rich Addicks

Bereits jetzt fehlen dem jüngsten Nationalstaat Afrikas geschätzte 300.000 – 400.000 Tonnen an Nahrungsmitteln, um eine langfristige Versorgung der Bevölkerung gewährleisten zu können, sagte Joseph Lual Achuil, Minister für humanitäre Angelegenheiten.

Nachdem die für April erwarteten Regenfälle zunächst ausgeblieben waren, leiden viele Regionen nun unter den verspätet eingetretenen Wassermassen. Doch auch die nach wie vor angespannte politische Lage im Land mit mehreren hunderttausend Binnenflüchtlingen verschärft die Nahrungsmittelsituation.

Lual appellierte an die internationale Gemeinschaft, Hilfsmaßnahmen nach dem Vorbild der humanitären Intervention in Somalia, zu ergreifen:

Positive intervention is urgently needed to stop it [the current food crisis] deteriorating into a famine situation similar to that in the Horn of Africa.”

Die gegenwärtige Lebensmittelknappheit dürfte nach Angaben des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft noch bis Beginn des kommenden Jahres anhalten. Erst zwischen Januar und Febrauar sei mit neuen Ernteerträgen zu rechnen. Die klimatischen Prognosen deuten derweil auf anhaltend starken Regen bis Dezember hin, was eine weitere Verschlechterung der gegenwärtigen Lage bedeuten würde.

Als besonders betroffen gelten bisher die Bundesstaaten Jonglei, einem eng besiedelten Gebiet, das nachwievor von militärischen Unruhen geprägt ist; Unity State, der vor der Unabhängigkeit des Südsudans besonders von den verheerenden Kriegsaktivitäten verschiedener Rebellengruppierungen betroffen war; Upper Nile, wo sich besonders viele Flüchtlinge und Rückkehrer aufhalten; Warrap, wo Berichten zu folge bereits zwischen Juli und August über 350 Menschen in Flüchtlingslagern verhungert sind; ebenso Northern Bahr el Ghazal sowie Grenzgebiete zum Nachbarland Äthiopien, vor allem einzelne Provinzen des Bundesstaates Eastern Equatoria.

Famine Early Warning System Network: „South Sudan Food Security Outlook – Update September 2011”

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Marius Münstermann is based in Berlin where he works as a freelance journalist. Marius serves as editor-in-chief at eufrika.org.

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