Swaziland: „Ehrgeizigster Aufstand“ südlich der Sahara steht unter Druck

Tuesday 12th, April 2011 / 18:31 Written by

 Die für heute angekündigten Großdemonstrationen in Swaziland erleben offenbar massive Repressionen seitens des staatlichen Machtapparats. Vor allem die Köpfe der Bewegung seien gezielten Angriffen der Polizei ausgesetzt. Bereits vor Beginn der Demonstrationen seien fünf der Organisatoren festgenommen worden. Auch andere Zivilisten stünden unter strenger Beobachtung. Sobald sich Menschen in kleineren Gruppen zusammenfänden, würden sie von Uniformierten schikaniert und bedroht. Die Regierung scheint fest entschlossen, das von ihr verhängte Demonstrationsverbot rigoros durchzusetzen.

Politische Unmündigkeit und Wirtschaftskrise

Anlässlich des 38. Jahrestags seit Verbot der Oppositionsparteien des Landes hatten Gewerkschaften, Beamte und Studenten landesweit zu Protesten gegen die Regierung unter der absoluten Monarchie Mswati III. aufgerufen. Im zweitkleinsten Staat des Kontinents wächst die Schere zwischen Arm und Reich seit Jahren. Auslöser der jüngsten Proteste waren Befürchtungen, die Regierung könne nicht mehr für die Gehälter ihrer Beamten aufkommen, während die Führungsriege schamlos dem Luxusleben frönt. Zuletzt wurden daher auch Forderungen nach politischer Mitbestimmung der breiten Bevölkerung immer lauter, nachdem es bereits im letzten Jahr vor allem in der Hauptstadt Mbabane zu ähnlichen Demonstrationen gekommen war.
Die Hoffnungen der Opposition ruhen vor allem auf dem Druck des mächtigen Nachbarn Südafrikas. Während die internationale Presse die Proteste weitgehend ignoriert, sehen einige Beobachter in den Ereignissen in Swaziland den „ehrgeizigsten Aufstand“ für einen pro-demokratische Regierungswechsel südlich der Sahara, seit es Anfang des Jahres zu den Revolutionen in Nordafrika gekommen war.

Doch die Erfahrungen der letzten Wochen haben erneut gezeigt, dass die Regierung den Einsatz von Gewalt gegen die eigene Bevölkerung nicht scheut. Es bleibt daher abzuwarten, ob die Forderungen der Menschen Gehör finden werden, zumal die Organisation der Proteste nach Einschätzung vieler Beobachter noch wenig effektiv ist.

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Marius Münstermann is based in Berlin where he works as a freelance journalist. Marius serves as editor-in-chief at eufrika.org.

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