Tolle Knolle: Mit Maniok für den Klimawandel gewappnet

Thursday 01st, March 2012 / 15:41 Written by

 

Die Wurzelknollen der Maniokpflanze haben großes Potential, die afrikanische Landwirtschaft im Kampf gegen den Klimawandel zu stärken. Das ist das Ergebnis einer Studie des International Center for Tropical Agriculture - Copyright: Neil Palmer (CIAT)

Als “Rambo der Nahrungspflanzen” bezeichnet Andy Jarvis, einer der Autoren der Studie, die Maniokpflanze und spielt damit auf die enorme Widerstandsfähigkeit der Pflanze in Zeiten globaler Erwärmung und wechselhafter Niederschläge an. Ihre einzigartigen Fähigkeiten, die bereits heute den Anbau auf ärmeren Böden erlaubt, machen die Maniokpflanze nun zum aussichtsreichen Kandidaten für die Feldbestellung der kommenden Jahrzehnte.

 

Im Test bestand Maniok alle 24 Testreihen gegen sechs andere Kandidaten – Copyright: Neil Palmer (CIAT)

Der Bericht, erstmals in einer Sonderausgabe des Magazins Tropical Plant Biology veröffentlicht, charakterisiert Maniok als äußerst resistent gegenüber Hitze und unregelmäßigem Regen. Beides plagt bereits heute LandwirtInnen auf der ganzen Welt, besonders in tropischen Gegenden. Im Vergleich mit sechs anderen Grundnahrungspflanzen (Kartoffeln, Mais, Bohnen, Bananen und zwei Hirsearten) erzielte Maniok in allen 24 verschiedenen Klima- und Tauglichkeitsmodellen der Versuchsreihe die besten Ergebnisse. Jarvis, einer der Autoren der Studie des International Centre for Tropical Agricualture (CIAT) in Kolumbien, äußert sich entsprechend euphorisch über die Maniokpflanze:

„Sie kommt mit ziemlich allem zurecht, was der Klimawandel ihr entgegensetzt.  Sie gedeiht auch bei hohen Temperaturen und bei Dürren fährt sie schlicht solange runter, bis der nächste Regen kommt. Es gibt keine andere Grundnahrungspflanze mit diesem Niveau an Robustheit.”

Nachdem Maniok im 17. Jahrhundert von portugiesischen Händlern nach Afrika gebracht wurde, hat sich die Knollenpflanze zu einer der landwirtschaftlichen Haupterzeugnisse in vielen afrikanischen Ländern entwickelt. Heute essen täglich mehr als eine halbe Milliarde Menschen Maniok, auch unter dem Namen Kassawa bekannt, in seinen verschiedensten Zubereitungsformen. Damit ist die Knolle die wichtigste Kohlenhydratquelle des Kontinents.

Dennoch wurde die tolle Knolle von der Wissenschaft lange kaum berücksichtigt. In Zeiten anhaltender Dürreperioden und ernüchternder Ergebnisse mit Mais oder anderen Kandidaten, erfährt Maniok allmählich Anerkennung. Kollegen des CIAT veröffentlichten kürzlich vergleichbare Ergebnisse zum großen Potential der Pflanze

 

Maniok ist bereits heute der wichtigste Kohlenhydratlieferant Afrikas. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen essen die Knolle täglich in einer ihrer vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten – Copyright: Neil Palmer (CIAT)

In den meisten Gegenden Afrikas erlebt Maniok bereits jetzt einen deutlichen Anstieg in der Anbaufläche. Andere Produkte wie Kartoffeln verschwinden hingegen immer mehr von den Feldern. Wenn der prognostizierte Temperaturanstieg von 1,2 bis 2 Grad bis 2030 tatsächlich erreicht wird, verbliebe Maniok unter den zu erwartenden strengen Bedingungen in „einer eigenen Klasse“, bescheinigt die Studie.

Zuletzt hatten Wissenschaftler noch warnend auf die Gefahren für das Wachstum der Pflanze hingewiesen, die vom erhöhten CO2-Gehalt der Luft in Folge des Klimawandels ausgingen. Entsprechende Untersuchungen hatten unter anderem Zweifel an der Verträglichkeit der Kohlenstoffdioxid-Düngung ausgelöst.

Eine der wichtigsten Empfehlungen, die die Forscher des CIAT in Folge ihrer Untersuchungen aussprechen, ist der Anbau von Maniok als einer Art Ersatzpflanze auch in Regionen wie Ostafrika, in denen für gewöhnlich Mais bevorzugt wird.

Darüber hinaus bedürfe es dringend verstärkter Bemühungen seitens der Wissenschaft, die Anfälligkeit der Pflanze gegenüber Schädlingen und Krankheiten zu verringern. Sollte es gelingen, dem Maniok noch mehr Robustheit zu verleihen, könnte die Knolle zukünftig eine entscheidende Rolle im Kampf um Ernährungssicherheit in ganz Afrika einnehmen.

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Marius Münstermann is based in Berlin where he works as a freelance journalist. Marius serves as editor-in-chief at eufrika.org.

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