Tote bei neuen Bombenattentaten in Nigeria
Bei einer Reihe von Bombenanschlägen in Nigeria sind in Randbezirken der Stadt Jos am Freitag Abend nach Angaben von Reuters mindestens 38 Menschen gestorben. Die Attentate stehen offenbar nur bedingt im Zusammenhang mit in einer Reihe von Gewaltausbrüchen im Konflikt zwischen Christen und Muslimen. Als vordergründiges Motiv der jüngsten Anschläge sei einer vorläufigen Einschätzung des zuständigen Polizeisprechers viel mehr die Einflussnahme auf die politische Situation vor den anstehenden Präsidentschaftswahlen im Januar kommenden Jahres zu sehen.
Der mehrheitlich von Muslimen unterschiedlicher Glaubenslehren bewohnte Norden Nigerias und der überwiegend christlich geprägte Süden stellen nach einer im Zuge zunehmender Streitigkeiten getroffenen Regelung im Wechsel den Staatspräsidenten. Im Mai kam es erstmals zu Unregelmäßigkeiten in der Regierungsabfolge, nachdem der aus dem christlichen Süden stammende Goodluck Jonathan den verstorbenen Umaru Yar’Adua aus dem Norden als Präsidenten beerbte, obwohl dieser nach der Wahl 2007 nur knapp zwei Jahre regiert hatte. Die Vorgänge hatten eine innenpolitische Krise in Nigeria zur Folge und könnten den religiösen Konflikt womöglich verschärft haben. Dabei geht es vor allem um Weideland, an dessen Nutzung neben Christen und Muslimen folglich auch nomadisch lebende Bevölkerungsgruppen interessiert sind, was die Übersicht über die Konfliktparteien in dem mit über 250 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Landes Afrikas zusätzlich erschwert. Seit Beginn der wieder aufflammenden Auseinandersetzungen im besonders blutigen Jahr 2001 sind laut einem Bericht der BBC bei ähnlichen Anschlägen bereits über 2000 Menschen zu Tode gekommen. Vor allem die zentralen Regionenen entlang der nicht genau definierten religiösen Grenze, zu denen auch der besonders stark umkämpfte Bundesstaat Plateau samt dessen aktuell betroffener Hauptstadt Jos zählen, werden seit dem immer wieder von blutigen Auseinandersetzungen erschüttert.