Gefechte in Mali: Tuareg-Rebellen fordern Unabhängigkeit
Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Tuareg und Regierungstruppen im Norden Malis sind nach Angaben aus der Hauptstadt Bamako 47 Menschen ums Leben gekommen.
Dem Norden Malis droht eine lange militärische Auseinandersetzung” (Ulrich Delius, Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker)
Nach zwei Tagen heftiger Gefechte seien mehrere Orte, darunter Tessalit und Aguel’hoc nahe der Grenze zu Algerien, wieder unter Kontrolle der Regierungstruppen, berichtete die BBC unter Berufung auf Informationen aus dem Verteidigungsministerium in Bamako. Zur Lage im offenbar ebenfalls von den Rebellen eroberten Menaka im Norden des Niger lagen zunächst keine Angaben vor.
Bei den Angreifern soll es sich um Aufständische einer neugegründeten Rebellenorganisation namens “National Movement for the Liberation of Azawad” (NLMA) handeln. Die Bewegung werde durch Tuareg-Kämpfer aus der Armee des gestürzten libyischen Machthabers Gaddafi verstärkt, heißt es.
Der Name “Azawad” (auch: Azaouad oder Azawagh) bezeichnet ein Gebiet im Grenzgebiet zwischen Mali, Niger und dem südlichen Algerien. Forderungen nach Anerkennung als autonome Region gibt es seit Jahrzehnten. In der Region kam es in dieser Frage wiederholt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, darunter auch die sogenannte Tuareg-Rebellion von 1990 bis 1995.
Neu ist die Dimension mit koordinierten Angriffen auf mehrere Städte. Dazu kommt der Einfluss von Waffen und Kämpfern, die nach dem Bürgerkrieg in Libyen die gesamte Region zu destabilisieren drohen.
Im Kampf um eine autonome Region Azawad treffen mehrere unterschiedliche Konfliktlinien aufeinander: Für die teils noch nomadisch lebenden Bevölkerungsgruppen wie den Tourag geht es um Selbstbestimmung und Anerkennung ihrer Eigenständigkeit. Für die Regierung von Mali, Niger und Algerien stehen Fragen der territorialen Integrität und handfeste wirtschaftliche Interessen im Vordergrund.
In der Region werden unter anderem Vorkommen an Öl und Erdgas vermutet. Überlagert werden diese Einflüsse durch Gewalttaten islamistisch motivierter Gruppierungen wie etwa der “Al-Quaeda im Islamischen Maghreb” und der geopolitischen Einflussnahme durch die Vereinigten Staaten und der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich.
“Dem Norden Malis droht eine lange militärische Auseinandersetzung, da die Tuareg-Rebellen nichts zu verlieren haben und militärisch gut ausgerüstet sind”, erklärt Ulrich Delius, der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Für die Bevölkerung habe das auch massive wirtschaftliche Konsequenzen. “Für den Tourismus in der Region um Timbuktu bedeutet dies den endgültigen Zusammenbruch.”
Direkt zur GfbVMitteilung: “Neue Tuareg-Revolte im Norden Malis“
Al-Dschasira: “Who are the Touareg?“
Bericht von den Kämpfen bei “HeraldOnline”: “Tuareg rebels attack 2 more towns“
Vor Ort in Bamako: Freelance-Journalist Martin Vogl bei Twitter
Arte.tv: “50 Jahre Unabhängigkeit – Mali“
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