Unklarheiten über möglichen Putschversuch in Kinshasa
Am heutigen Sonntag kam es laut Regierungsangaben in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, zu einem Putschversuch gegen Präsident Joseph Kabila. Der Angriff einer Gruppe offenbar „schwer bewaffneter“ Milizen auf eine Residenz Kabilas habe mit Hilfe des Militärs vereitelt werden können, so ein Minister. Völlig unklar ist derweil, um wen es sich bei den Angreifern handelte. Der taz liegen Aussagen vor, nach denen es sich um einen inszenierten Vorfall der Regierung gehandelt habe, “um später Repression gegen die erstarkende zivile Opposition zu rechtfertigen”.
Der Attentatsversuch ruft die weitgehend unklaren Machtverhältnisse in der Demokratischen Republik Kongo ins Bewusstsein: Das Land droht auch nach 2003 und dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs, auch bekannt als erster “Afrikanischer Weltkrieg“, durch nachwievor vorhandene Zentrifugalkräfte im Inneren auseinanderzubrechen. Unterstützt werden diese teils separatistischen Bewegungen von einem undurchsichtigen Netz externer Parteien aus den Nachbarregionen.
Im November werden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen abgehalten – eine Zerreisprobe für den schwachen Staat und nicht zuletzt für Präsident Kabila. Dieser hatte 2001 einer Erbmonarchie gleich die Macht von seinem ermordeten Vater Laurent-Désiré Kabila übernommen, der zuvor – durch einen Putsch an die Macht gekommen – den langjährigen Diktator Mobutu abgelöst hatte . Die bisherige politische Führung des Juniors gleicht der seines Vorgängers. Demokratisch scheint das Land angesichts grober Menschenrechtsverletzungen lediglich auf dem Papier.
Zuletzt untermauerte diese Einschätzung das Parlament, als es im Januar einem Vorschlag Kabilas entsprechend das Wahlsystem ändern ließ: Die nunmehr erfolgte Abschaffung der zuvor festgeschriebenen absoluten Mehrheit im Falle eines Kopf-an-Kopf-Rennens der beiden führenden Kandidaten dürfte zu Gunsten des Amtsinhabers ausfallen, die ohnehin marginalisierte politische Opposition hingegen weiter schwächen.
Das öffentliche Interesse an den Entwicklungen in Zentralafrika hingegen, ist spätestens seit dem offiziellen Ende des so genannten „Afrikanischen Weltkriegs“ gering.