Unruhen im Senegal: Abdoulaye Wade kandidiert, Youssou N’Dour disqualifiziert
Der senegalesische Verfassungsrat hat dem amtierenden Präsidenten Abdoulaye Wade am vergangenen Freitag die Kandidatur für die dritte Amtszeit bewilligt. In der Nacht zum Samstag kam es vor allem in der Hauptstadt Dakar zu schweren Unruhen – ein Polizist kam dabei ums Leben.
Die fünf Mitglieder des Verfassungsrats bestätigten die Kandidatur von insgesamt 14 Politikern. Der Sänger Youssou N’Dour wurde nicht zu der Präsidentschaftswahl am 26. Februar zugelassen.
Abdoulaye Wade ist seit dem Jahr 2000 Präsident des Senegals. 2001 hatte er selbst die Verfassung ändern lassen und eine maximale Dauer der präsidialen Amtszeit festgeschrieben: Ein senegalesischer Präsident sollte nur noch zwei Amtsperioden von je fünf Jahren regieren dürfen. Im Jahr 2008 bewirkte Abdoulaye Wade eine erneute Verfassungsänderung, mit der eine Amtszeit auf sieben Jahre erhöht wurde. Umstritten ist jetzt, dass Abdoulaye Wade die Änderung nicht für rüclwirkend gültig anerkennt und so seine „zweite“ Amtszeit (ab dem Jahr 2005) als seine erste betrachtet, um in diesem Jahr erneut zur Wahl anzutreten.
Acht der zugelassenen Kandidaten reichten gestern beim Verfassungsrat offiziell Widerspruch gegen die Kandidatur Abdoulaye Wades ein.
Auch der Sänger Youssou N’Dour mochte die Entscheidung des Verfassungsrats nicht anerkennen. Er verwies auf sein Recht, gegen die Disqualifikation Beschwerde einzulegen, und verkündete:
„Je suis candidat et je le reste!“ („Ich bin und bleibe Kandidat“)
Der Verfassungsrat hat etwa 4.000 der von Youssou N’Dour eingereichten 12.900 Unterschriften für ungültig erklärt und den Musiker so nicht als Präsidentschaftskandidaten akzeptiert. Der international bekannte Sänger hatte Anfang Januar verkündet, dass er für das Amt des Präsidenten kandidieren wolle. Um die Kandidatur anerkennen zu lassen, musste er 10.000 Unterschriften seiner Unterstützer einreichen.
Nach Bekanntgabe der Kandidatenliste gingen viele (vor allem junge) Senegalesen auf die Straße und protestierten gegen die Entscheidung des Verfassungsrates.
Die Polizei versuchte sich den Demonstranten entgegenzustellen. Bei diesen Unruhen kam – nach Angaben der senegalesischen Polizei – ein Polizist ums Leben.
Die senegalesische Regierungszeitung „Le Soleil“ veröffentlichte die Reaktion des amtierenden Präsidenten auf seine Zulassung zur Wahl. Abdoulaye Wade bezeichnete die Kandidatur als sein gutes Recht und forderte das Volk auf, die Entscheidung des Verfassungsrats zu akzeptieren:
„(…) que tout le monde accepte la décision de justice.“
Die unabhängige senegalesische Tageszeitung „Walf Fadjri L’Aurore“ listete Namen und Kurzbiografien der einzelnen zugelassenen Präsidentschaftskandidaten auf. Die 14 Kandidaten sind Abdoulaye Wade, Macky Sall, Idrissa Seck, Cheikh Tidiane Gadio, Moustapha Niasse, Cheikh Bamba Dièye, Doudou Ndoye, Ousmane Tanor Dieng, Diouma Diakhaté, Amsatou Sow Sidibé, Mor Dieng, Djibril Ngom, Ibrahima Fall und Oumar Khassimou Dia.
Mehr Informationen auf eufrika.org: “Senegal: Der Sänger Youssou N’Dour stellt sich zur Präsidentschaftswahl” (vom 16.01.2012)