„Von einem, der auszog, die Revolution zu lernen“ – Auf den Spuren Thomas Sankaras
Zwei Erzähler, zwei Kontinente, eine gemeinsame Erzählung: Der Schweizer Theatermacher Luzius Heydrich und Schauspieler Hypolitte Kanga aus Burkina Faso erwecken das visionäre Gedankengut des Revolutionsführers und Vordenkers Thomas Sankara zum Leben.
Luzius Heydrich ist ein junger Theatermacher aus Basel auf der Suche nach Impulsen und Inspiration. Durch Zufall stößt er auf Texte und Reden von Thomas Sankara, einem der wegweisenden Revolutionsführer Afrikas der achtziger Jahre, der seine Visionen als Präsident Burkina Fasos mit dem Leben bezahlt hat.*
Zutiefst beeindruckt von den politischen Visionen des jungen Sankara reist Heydrich für seine „theatrale Recherche“ kurz entschlossen selbst nach Burkina Faso. Mit Schauspieler Hypolitte Kanga, den Heydrich in der Hauptstadt Ouagadougou kennenlernt, entsteht die Idee für ein gemeinsames Theaterprojekt. Bühne frei für eine kritische Auseinandersetzung mit einem der letzten großen Ideologen unter den Revolutionsführern.
Mit ihren Aufführungen in Deutschland und der Schweiz wollen Heydrich und Kanga dazu beizutragen, dass bedeutende afrikanische Visionen, wie Sankara sie mit seiner Revolution verfolgte, auch in Europa Gehör finden. An den bevorstehenden Theaterabenden sollen offene Enden, propagierte Alternativlosigkeit, utopische Visionen und Pragmatismus auf zwei Kontinenten angesprochen werden. Und es soll um das gehen, was – wie Sankara stets betonte – notwendig ist: die Zukunft zu erfinden.
Zwischen Utopie und Pragmatismus
Das Stück wird von zwei Schauspielern auf Französisch und Deutsch aufgeführt. Sie erzählen aus zwei Perspektiven, aus der Sicht zweier Kontinente. Es ist die Geschichte von zwei Männern, von Freundschaft, Verrat und Mord, die sich schließlich auf dramatische Weise zu realen politischen Ereignissen zwischen Neokolonialismus, Pan-Afrikanismus und dem Kampf um ein besseres Leben verdichtet.
Die Darsteller rekapitulieren dabei nicht nur die Schlüsselmomente im Leben des charismatischen Thomas Sankara, den sie mit Hilfe von dokumentarischem und historischem Material wie Reden, Filmaufnahmen und Berichten authentisch zum Leben erwecken. Ebenso erweitern sehr subjektive Momentaufnahmen (Erzählungen von Erlebnissen oder Videoaufnahmen) das Geschen.
Die Inszenierung ist dabei der Versuch einer gemeinsamen Erzählung, ein Dialog in Szenen.
Wir gedenken natürlich diesem großen Mann, aber wir
machen keinen Personenkult“,
betont Heydrich den Ansatz der theatralen Auseinandersetzung.
Aus der persönlichen Erzählweise und zweierlei Perspektiven auf Sankara entspringen die großen Fragen um die Veränderbarkeit der Welt, um Idealismus und Pragmatismus und schließlich die Utopie einer geeinten Menschheit.
Mittlerweile ist die Koproduktion aus Berlin und Ouagadougou bühnenreif. Im Januar 2013 feiert die Inszenierung „Von einem, der auszog, die Revolution zu lernen“ unter Leitung von Inda Buschmann ihre Erstaufführung im Berliner Theaterdiscounter.
*Nach einem Putsch wird Sankara 1983 aus den Reihen des Militärs zum Staatschef des damaligen Obervolta erhoben. Er benennt das Land in Burkina Faso – übersetzt: “Land der aufrechten Menschen” – um und setzt ehrgeizige Bildungs-, Agrar- und Gesundheitsreformen durch. Korruption und Vetternwirtschaft werden unter ihm bekämpft, die Rechte der Frauen gestärkt.
International wehrt Sankara sich gegen jegliche Form von Imperialismus, ob von Ost oder West. Sein Kampf gilt dabei inbesondere der Befreiung von der einstigen Kolonialmacht Frankreich. Er selbst lebt bescheiden und tauscht Staatslimousinen gegen den billigen Renault 5 ein. 1987 wird Sankara von seinem damals besten Freund und zweiten Mann im Staate, Blaise Comparoé, ermordet. Comparoé regiert das Land seither streng autokratisch.
“Von einem, der auszog, die Revolution zu lernen” – Termine
04.01.2013 | 20:00 Uhr
05.01.2013 | 20:00 Uhr
11.01.2013 | 20:00 Uhr
12.01.2013 | 20:00 Uhr
12.01.2013 | 20:00 Uhr
31.01.2013 | 20:00 Uhr
01.02.2013 | 20:00 Uhr
02.02.2013 | 20:00 Uhr
Arlesheim (Schweiz), Neues Theater am Bahnhof Dornach (NTAB)
24.01.2013| 20:00 Uhr
25.01.2013| 20:00 Uhr
26.01.2013| 20:00 Uhr
27.01.2013| 20:00 Uhr