Wal-Mart bald in Afrika?

Tuesday 29th, March 2011 / 10:14 Written by

 Das südafrikanische Wettbewerbstribunal verschob am Freitag seine Entscheidung zum Verkauf von 51% der drittgrößten afrikanischen Supermarktkette Massmart an den US-amerikanischen Konzern Wal-Mart in den Mai.

Der Retailriese Wal-Mart hatte im September 2010 angeboten,  51% der Massmart-Aktien zu einem Stückpreis von 148 Rand zu kaufen. Dies entspricht einem Gesamtpreis von 29,7 Milliarden Rand. Im Januar stimmten die Massmart-Aktionäre dem Verkauf mit 98%iger Mehrheit zu, ungeachtet der Proteste von Seiten des südafrikanischen Gewerkschaftsbunds COSATU.

Massmart betreibt als Holding mehrere Einzel- und Großhandelsketten,  unter anderem den größten südafrikanischen Discounter Game, die Baumarktkette  Builder’s Warehouse und die Supermarktkette Makro. Neben Südafrika ist das 1990 gegründete Unternehmen in 13 afrikanischen Ländern mit insgesamt fast dreihundert Filialen vertreten. Im Jahr 2010 machte Massmart  einen Umsatz von über zwei Milliarden Rand. Der Wert der Aktie stieg direkt nach Bekanntwerden des Angebots um 12% auf 149 Rand, seit Anfang März fallen die Aktien, heute werden sie zu 134,03 Rand gehandelt.

Die Gewerkschaften kündigten direkt nach Bekanntwerden des Angebots ihren Widerstand an. Sie fürchten die “Walmartisierung” des südafrikanischen Einzelhandels, also eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten von Massmart, einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Ketten, sowie eine langfristige Schwächung der lokalen Zulieferer. Lucas Ramatlhodi, Geschäftsführer der Südafrikanischen  Einzelhandelsgewerkschaft SACCAWU, nannte den Deal einen „race to the bottom“. Owen Skae von der Rhodes University Business School sagt mittelfristig eine Schieflage des Wettbewerbs voraus.

Die Südafrikanische Wettbewerbskommission empfahl im Februar, dem Verkauf ohne weitere Auflagen zuzustimmen.

Daraufhin legten drei Ministerien –Wirtschaftliche Entwicklung, Handel und Landwirtschaft – dem Wettbewerbstribunal eine Eingabe vor, in der sie forderten, den Deal an Bedingungen zu knüpfen. Nachdem die Unternehmen zunächst ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Regierung in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Einkauf signalisiert hätten, sei diese Bereitschaft  nach der Empfehlung der Wettbewerbskommission merklich zurückgegangen. Nun teile die Regierung die Befürchtungen der Gewerkschaften.

Massmart und Wal-Mart betonen auf ihrer Wal-Mart Transaction Info Site die Vorteile des Mergers: Schaffung neuer Arbeitsplätze, günstigere Preise bei einer breiteren Produktpalette für die Verbraucher,  insbesondere für Haushalte mit niedrigem Einkommen. Sie kündigen an, ihren Einkauf auch weiterhin auf lokale Produzenten zu stützen und die Arbeitsbedingungen nicht zu verändern, was innerhalb der Gesetzgebung in Südafrika auch nicht möglich sei.

Es wird erwartet, dass das Tribunal am 9. Mai allen Einsprüchen zum Trotz der Empfehlung der Wettbewerbskommission folgt und den Merger genehmigt. Die Gewerkschaften kündigten für diesen Fall „die Mutter aller Boykotte“ an.

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