Wenig Tore, reiche Präsidentensöhne und zweifelhafte Telefonsteuern
Die erste Runde des Afrika-Cups ist gespielt: Überraschungen gab es wenige, Tore fast genauso wenig, choreografierte Torjubelszenen dafür zu Genüge.
Alles begann am Samstag in Bata, der Hauptstadt Äquatorialguineas, wo nach dem üblichen Eröffnungstamtam das Spiel der Co-Gastgeber gegen Libyen angepfiffen wurde. Bevor überhaupt die Tore des 37.500 Zuschauer fassenden Stadions geöffnet wurden, waren die lokalen Einsatzkräfte bereits gefragt. Aus lauter Vorfreude auf das erste Afrika-Cup-Spiel der Landesgeschichte drängelten sich tausende äquatorialguineische Fans an den Einlasstoren. Als der Druck zu groß wurde, und auch der vereinzelte Einsatz von Tränengas nicht mehr half, mussten Ordner und Polizei den Weg freigeben. Dass infolgedessen auch Ticket- und Taschenkontrollen überrannt wurden, zeugt zwar von einer verbesserungswürdigen Planung der Großveranstaltung, doch blieb der Nachmittag durchgehend friedlich.
Grund dafür könnte der 1:0-Erfolg der Männer aus Äquatorialguinea gewesen sein. Keine Überraschung, denn die Motivation der Gewinner muss riesig gewesen sein – schließlich gesellte sich zum Heimvorteil eine äußerst lukrative Siegprämie, ausgesprochen von Teodorin Obiang. Der Sohn des seit 1979 regierenden Teodoro Obiang verkündete eine Prämie in Höhe von einer Million Dollar, sollte das Team Libyen schlagen. Das Geld wird nun unter Spielern, Trainern und Manager aufgeteilt. Die 20.000 US-Dollar Torprämie wirken da schon wie ein Tropfen auf dem heißen Stein, in einem Staat, der zwar eines der höchsten BIP pro Kopf des Kontinents aufweist, in dem aber dennoch ca. 70% der Bevölkerung unter der UN-definierten Armutsgrenze von 2USD pro Tag leben. Der große Wohlstand der kleinen Oberschicht in einem Staat etwa der Größe Brandenburgs basiert auf den reichhaltigen Ölvorkommen an Land sowie im Golf von Guinea.
Das zweite Spiel der Gruppe A brachte dann die erste und einzige Überraschung des ersten Spieltages mit sich: Senegal verlor mit 1:2 gegen die Chipolopolo (Gewehrkugeln) aus Sambia.
In Gruppe B setzte sich die Elfenbeinküste Dank eines Tores ihres Talismans Didier Drogba wenig glanzlos mit 1:0 gegen den Sudan durch. Die sudanesische Mannschaft wird, ähnlich wie das Team aus Libyen, das sich während des Bürgerkriegs für das Turnier qualifizierte, gerne als Beispiel für die Kraft des Fußballs genannt – er schlägt Brücken, wo alle anderen Verbindungen gekappt wurden. So wurde zwar während der Qualifikation zum Afrika-Cup der Südsudan gegründet, jedoch noch keine neue Fußballnationalmannschaft ins Leben gerufen. Also laufen alle immer noch gemeinsam unter der Flagge des Sudan auf. Betrachtet man allerdings den Kader der Auswahl Sudans, so fällt auf, dass kein einziger Spieler im Südsudan angestellt ist. Das Völkerverständigungsbeispiel ist hier also nur sehr bedingt angebracht.
Des Weiteren verlor in Gruppe B Burkina Faso 1:2 gegen Angola, den Gastgeber des letzten Afrika-Cups im Jahr 2010.
In Gruppe C findet sich „Hauptgastgeber“ Gabun wieder. Als Gegner stand das Überraschungsteam aus Niger gegenüber. Die Mannschaft aus dem äußerst armen Wüstenstaat beschaffte sich nach der phänomenalen Qualifikation über interessante Wege das nötige Geld, um überhaupt die Ausgaben für das große Turnier stemmen zu können. So erließ der Staat eine Steuer von 10 CFA-Francs auf jede Minute eines Telefongesprächs (normaler Preis pro Minute: ca. 100 CFA-Francs), um eine Einnahmequelle für die Fußballnationalmannschaft zu generieren. Mit dieser temporären Maßnahme (die Steuer existierte vom 25.12. 2011 bis zum 25.01.2012) sollten die Bürger ca. fünf Millionen US-Dollar für ihre Mannschaft zusammentelefonieren.
Geholfen hat das alles nichts, Gabun gewann 2:0 und ist somit Gruppenerster vor Tunesien, das Marokko mit 2:1 bezwingen konnten
In Gruppe D mühten sich die Black Stars aus Ghana zu einem 1:0 über Afrika-Cup-Neuling Botswana. Das gleiche Resultat erzielte Mali gegen Guinea.
Ein Link zu einigen sehr kurzen Highlightvideos: Highlights