Wer hat Angst vorm bösen Blaise?
Blaise Compaoré, langjähriger Präsident von Burkina Faso, hat die Regierung aufgelöst und den Armeechef Dominique Djindjéré entlassen. Damit reagierte er auf Meutereien der Präsidentengarde und anderer Militäreinheiten, die von Donnerstag bis Freitag in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, auf die Straßen gingen, in die Luft schossen und Geschäfte plünderten. Die Soldaten forderten damit nach JeuneAfrique versprochene Zahlungen ein, die sie laut einem anonym bleibenden Offizier dann am Freitag erhielten. Dennoch waren in der Nacht auf Samstag erneut Schüsse in Ouagadougou zu hören gewesen. Der Oppositionsführer Bénéwendé Sankara bezeichnete die Reaktionen des Präsidenten als nutzlose, hektische Maßnahmen und forderte die Bildung einer Übergangsregierung, die nicht von Blaise Compaoré repräsentiert wird.
Bereits seit Februar kommt es immer wieder zu Demonstrationen, Manifestationen und Streiks verschiedener Gruppen. Am 20. Februar löste der Tod des 23-jährigen Justin Zongo Aufmärsche von Studenten und Schülern im ganzen Land aus, die die Polizei des Mordes beschuldigen. Laut offiziellen Angaben starb Zongo an Meningitis. Bei Konfrontationen starben laut RFI sechs Menschen. Am 22. März kam es bereits zu Aufständen von Soldaten, die in die Luft schossen und Geschäfte plünderten. Ihr Protest wendete sich gegen die Verurteilung von fünf Soldaten. Daraufhin streikten Richter und Staatsanwälte, um Respekt für ihre Entscheidungen einzufordern. Schließlich demonstrierten die Gewerkschaften am 8. April gegen den Preisanstieg von Grundnahrungsmitteln. Im Hinblick auf diese zahlreichen Unwillensbekundungen kommentierte SlateAfrique heute bereits: “Wer hat Angst vorm bösen Blaise? Sein Volk offenbar nicht mehr.”
Blaise Compaoré ist seit 1987 Präsident von Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt. Als Offizier beteiligte er sich 1983 an dem Staatsstreich, der Thomas Sankara an die Macht brachte. Nachdem er verschiedene Ministerposten unter diesem inne hatte, organisierte er 1987 den Sturz von Sankara und wurde im selben Jahr zum sechsten Präsidenten gewählt. 1998, 2005 und zuletzt im November 2010 wurde er wiedergewählt. Aufgrund einer Verfassungsänderung, die maximal zwei Legislaturperioden für den Präsidenten vorsieht, darf er nun 2015 nicht mehr wiedergewählt werden. Doch in Ouagadougou wird laut RFI schon wieder über eine mögliche Änderung des betroffenen Artikels 37 nachgedacht.