Ägypten: Proteste von gewaltsamen Ausschreitungen überschattet
Nach der abendlichen Fernsehansprache des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak am Dienstag, in der er weitreichende Reformen versprach, seinen sofortigen Rückzug jedoch ausschloss, wurden die in den Vortagen überwiegend friedlichen Forderungen nach einem demokratischen Wandel heute von gewalttätigen Zwischenfällen überschattet. Wie der arabische Nachrichtensender al-Dschasira berichtet, gingen die Attacken auf die Demonstranten von Unterstützern Mubaraks aus, als diese auf Pferden und Kamelen in die Menge ritten und wahllos um sich schlugen, auch von Schüssen wird berichtet. Zuvor hatte die Armee versucht, beide Seiten auseinanderzuhalten. Im Laufe des Tages eskalierte die Situation zwischenzeitlich, es kam zu bruteln Übergriffen beiderseits. Dennoch scheint sich das Militär bislang zurückzuhalten und auf Schlichtung bedacht zu sein, wenngleich einige Demonstranten den Sicherheitskräften vorwerfen, die gewaltbereiten Regierungsanhänger nicht davon abgehalten zu haben, die Protestierenden anzugreifen.
Am frühen Abend sprach Gesundheitsminister Ahmed Hosni laut BBC von insgesamt 403 Verletzten und bestätigte ein Todesopfer. Derweil erschwere die unübersichtliche Situation in Kairos Innenstadt den Sanitätern den Zugang zu den Verwundeten. Besonders angespannt bleibt die Lage um den zentralen Tahrir-Platz, wo die Proteste gestern ihren Höhepunkt erreicht hatten. Für die Nacht bekräftigte die ägyptische Militärführung ihren Aufruf an die Protestierenden, weiterhin mit besonnenem Verhalten ihren Anteil zu leisten, Ruhe und Normalität in Ägypten einkehren zu lassen. Dieser Aufforderung widersetzen sich jedoch wie erwartet viele der Demonstranten, die angekündigt haben, nicht eher zu weichen, bis Präsident Mubarak seinen Rücktritt verkünde. Für die Nacht werden daher weitere Gewaltausbrüche befürchtet.