“Trial and Error”: Chinas Medienstrategie in Afrika

Monday 17th, December 2012 / 04:01 Written by

 

„Welchen Weg nach vorn?“ Unter dieser Überschrift verspricht Africa Weekly in seiner ersten Ausgabe die chinesisch-afrikanischen Beziehungen zu erklären.

„Which way forward?“ Unter dieser Überschrift verspricht Africa Weekly in seiner ersten Ausgabe die Beziehung zwischen China und Afrika zu erklären.

China pflegt in Afrika eine milliardenschwere Medienstrategie. Staats-Kredite für Infrastruktur und moderne Technik sind nur ein Teil davon. Africa Weekly ist das jüngste Beispiel dafür, wer künftig „die Beziehung zwischen China und dem afrikanischen Kontinent“ erklären wird.

Veröffentlicht wird Africa Weekly in Nairobi, Ostafrikas medialem Knotenpunkt. Seit Freitag sind Print- und online-Ausgaben auf dem ganzen Kontinent erhältlich. Dahinter steht Chinas größte englischsprachige Zeitungsgesellschaft, die China Daily Group.

Sie untersteht der chinesischen Regierung und vertreibt weitere Zeitungen und online-Ausgaben in den USA, Europa und Hong Kong, inklusive einer pan-asiatischen Ausgabe.

Die Beziehung zwischen China und dem afrikanischen Kontinent ist heute eine der wichtigsten der Welt. Diese Beziehung wächst, ist komplex und wird nicht immer verstanden – nicht nur in anderen Teilen der Welt, sondern auch von Afrikanern und Chinesen nicht,”

sagte Zhu Ling, Herausgeber und Chefredakteur von China Daily.

Wir möchten diese Missverständnisse gerade rücken, deshalb hat China Daily jetzt seine Afrika-Ausgabe ins Leben gerufen.“

In der Huffington Post konstatierte Iginio Gagliardone kürzlich, es sei unumstritten, dass China seinen ganz eigenen, autokratischen Umgang mit dem Internet und der gesellschaftlichen Rolle der Medien im Allgemeinen verfolge. Die Frage sei daher, ob und wie das chinesische Modell Fuß fasst. Es gibt nur wenige Studien, die sich mit zu dieser Frage befasst haben. Die meisten aber legen mit Verweis auf die westliche Vermarktung von „Demokratisierung“ durch Medien nahe, auch China dürfe seine autokratischen Werte gleichberechtigt auf der ganzen Welt vermitteln.

Angesichts der Mängel in der empirischen Datenlage verweist Gagliardone auf zwei Beispiele, die Chinas vom Prinzip „Trial and Error“ geleitete Medienstrategie in Afrika verdeutlichen.

In Äthiopien haben sich die Unwegsamkeiten für unabhängige und regierungskritische Medien weiter verschlimmert, seit die Regierung dank eines Darlehens in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar von Chinas staatseigener EXIM Bank ein neues Überwachungssystem aufgebaut haben soll. Oppositionelle Blogs werden seither regelmäßig abgeschaltet und vermehrte Inhaftierungen von Journalisten gehören zur Tagesordnung. Gleichzeitig drohte der damalige Premierminister Meles Zenawi dem Sender Voice of America die Sendeerlaubnis zu entziehen, da dieser die äthiopische Regierung mit seiner „Propaganda“ zu destabilisieren versuche.*

In Ghana hingegen hat China unlängst 180 Millionen Dollar investiert, um die Regierung bei der Einführung moderner Technologie, insbesondere im Bereich E-Governance, zu unterstützen. Zudem zahlt China ghanaischen Journalisten seit einigen Jahren Stipendien für ihr Studium in China. Auch diese Maßnahmen sind Teil der chinesischen Investitionen in Ghana, die 2010 mit mehr als drei Milliarden Dollar zum größten Auslandskredit in der Geschichte der Volksrepublik geschnürt wurden.

Währenddessen hat China Central Television mit dem ebenfalls in Nairobi ansässigen Fernsehsender CCTW Africa dieses Jahr bereits die nächste große Medieninvestition getätigt. Auch die Medienhäuser Xinhua und Chinese Radio wollen bald in Afrika expandieren. Für den ersten mobilen Nachrichtendienst Subsahara-Afrikas, Xinhua Mobile Newspaper, kooperiert Xinhua bereits seit letztem Jahr mit Safaricom, einem der führenden Mobilfunkunternehmen in Kenia mit etwa 17 Millionen Kunden.

 

Xenophobie in China

Hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft begrüßten das Erscheinen von Africa Weekly.

Die erste Ausgabe von Africa Weekly

Die erste Ausgabe von Africa Weekly

Chinas Kultusminister Cai Wu sagte, das Blatt gebe Afrikanern einen umfangreichen und verlässlichen Ratgeber für China. Abdul’ahat Abdurixit, Präsident der Chinese-African People’s Friendship Association, zeigte sich sicher, China Daily werde die Kommunikation zwischen China und Afrika verbessern helfen.

Missverständnisse gilt es wohl auch in China noch auszuräumen. Als im Juni in der Millionenstadt Guangzhou ein Nigerianer starb – offenbar im Polizeigewahrsam – entludt sich in den darauf folgenden Szenen auch viel Wut. Während in sozialen Netzwerken Bilder von Straßenschlägereien zwischen Afrikanern, städtischen Polizeikräften und Chinesen kursierten, und sogar chinesische Medien über die Geschehnisse berichteten, ließen die Sicherheitsbehörden in einer offiziellen Stellungnahme verlauten, „einige Leute standen auf der Straße und verursachten einen massiven Stau.“

Allein in Guangzhou leben schätzungsweise 100.000 Afrikaner, die vor allem in der Industrie der exportwütigen Metropole beschäftigt sind. Rassismus und Xenophobie gegenüber Afrikanern sind in China weit verbreitet.

 

* Hierzu sei erwähnt, dass zuvor die US-Unternehmen Cisco Systems and Hughes Networks der äthiopischen Regierung halfen, WoredaNet zu entwickeln. WoredaNet ist eines der umstrittensten Überwachungssysteme Afrikas. Der weltweite Markt für Überwachungstechnik wird nachwievor von Unternehmen im Westen dominiert.

Zum Thema:

Was China in Afrika macht: „Nicht sonderbar, nur Kapitalismus“

 Africa Investigates

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Marius Münstermann is based in Berlin where he works as a freelance journalist. Marius serves as editor-in-chief at eufrika.org.

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